Beeindruckend. Das war das Wort, was in meinem Gespräch mit dem Arbeitskreis „Anderer Gottesdienst“ am häufigsten fiel. Und sie sind beeindruckt, die Teammitglieder, immer wieder aufs Neue. Aktuell sind es sieben Frauen rund um Bernd Eimterbäumer, der diesen Gottesdienst vor 25 Jahren auf den Weg brachte.
Die Arbeit in diesem Kreis beschreibt Lea Brinkmann so: „Wir entwickeln Ideen, sie sind der Funken, der durch Zusammenarbeit zu einem Feuer wird – und dieses Feuer versuchen wir im Gottesdienst in die Herzen der Besucher zu transportieren.“ Friederike Wellhöner drückt es so aus: „Im AK steckt viel Arbeit und Liebe zum Projekt – dennoch fühlt es sich selten wie Arbeit an. Er ist ein kreativer Ausgleich und eine Zeit, in der die „gläubigen Zellen“ mal arbeiten müssen“. Sabine Borghardt engagiert sich im AK, weil sie beeindruckt vom Gottesdienst war: „Er war so gut besucht, meine Seele wurde berührt und das „Vater unser“ wurde gesungen – irgendwann wollte ich das dann auch mitgestalten“.
Doch zurück zu den Wurzeln: eine sehr aktive Powerfrau, Pastorin Birgit Winterhoff, hatte Ende der 90er Jahre sehr viele Ideen die sehr viele Folgen hatten. Unter ihrer Regie entstanden ein Jugendheim, der Förderverein Jugendarbeit, um eine weitere Stelle zu finanzieren und das „Café Gegenüber“. Und als Bernd Eimterbäumer 1997 in die Gemeinde kam, bekam er direkt den Auftrag „mach doch mal einen anderen Gottesdienst!“
Es gab anfangs zwar schon ehrenamtliche Moderation, eine Theaterszene und moderne Lobpreis-Lieder, es war aber noch ein klassischer Gottesdienst mit Glaubensbekenntnis und anderen liturgischen Inhalten. Dann kam Birgit Winterhoff mit dem Buch „Ein Traum von Kirche“ und ermutigte alle Beteiligten anders zu denken: zwei Moderatoren, macht mal Späße, duzt die Gottesdienstbesucher, verteilt Gummibärchen am Eingang, lasst die Predigt von Ehrenamtlichen oder Studenten der Theologie oder der Gemeindepädagogik halten, nutzt moderne Technik statt Liederzetteln – traut euch einfach!
Corinna Wiegand, von Anfang an dabei im Vorbereitungskreis und in der Band: „Da saßen wir nun, mit dem Buch und ganz vielen tollen Ideen – und wir durften und haben sie alle ausprobiert!“ Seit Januar 1998 gibt es den „Anderen Gottesdienst“ in der Form, in der er heute noch gefeiert wird. Und vieles wurde ausprobiert, sogar ein Motorrad fuhr einmal durch die Kirche. „Es wurde und wird sehr gabenorientiert im Team gearbeitet – jeder macht das, was er am besten kann“, sagt Corinna Wiegand weiter.
Die Gottesdienste, die trotz aller Lockerheit einen festen Ablauf mit viel Lobpreismusik und einer lebensnahen Predigt zum Inhalt haben, locken noch immer beeindruckend viele Besucher. Und noch mehr Besucher, wenn er einmal im Jahr Open Air gefeiert wird. „Es ist so schön zu sehen, wie Passanten stehen bleiben und sich – manchmal nur für einen Moment – von dem Geschehen auf unserem schönen Kirchplatz fesseln lassen“, sagt Bernd Eimterbäumer.
Überhaupt IST Bernd Eimterbäumer der „Andere Gottesdienst“, auch wenn er eher im Hintergrund agiert. Aber er hält alles zusammen. Wenn die Themen im Arbeitskreis besprochen und der Rahmen des Gottesdienstes, mit zwei bis drei Monaten Vorlauf, festgelegt sind, macht er sich auf die Suche. Er sucht Moderatoren, Schauspieler, Prediger aus einem großen Pool Ehrenamtlicher – zudem hat er den Überblick über das feste Team, das aufbaut, sich um die Technik kümmert und während des Gottesdienstes für einen reibungslosen Ablauf sorgt. Während der Pandemie sogar mit Live-Übertragungen aus der Kirche!
Sehr deutlich sagt Bernd Eimterbäumer: es ist ausdrücklich kein Jugendgottesdienst. Alle sind willkommen, alle, die sich zu einem alltagsnahen, lobpreisenden und oft die Seele berührenden, eben „anderen“ Gottesdienst, hingezogen fühlen.
Der Gottesdienst zum 25jährigen Jubiläum war es auch wieder: Beeindruckend. Eine schon öfter aufgeführte Theaterszene war dieses Mal besonders ausdrucksstark, die Predigt von Inka Pohl, einer Mitarbeiterin, die sich schon viele Jahre im Anderen Gottesdienst engagiert, war wortstark und die Musik der Band „der erste Stunde“ war Lobpreis vom Feinsten. Ja, da ist es wieder, auch nach 25 Jahren noch: beeindruckend!
Silke Gregor-Eckroth