Kurz vor den 50. Haller Bachtagen im Februar freut sich der Vollblutmusiker auf „wahnsinnig tolle Musik und viele schöne Begegnungen mit Ausnahmemusikern, von denen viele das kleine Halle als ein Stück Heimat erleben, weil wir als Gastgeber unsere Gäste nicht nur als gebuchte Künstler wahrnehmen, sondern auch den Menschen willkommen heißen“, verrät der Festival-Leiter mit Silberjubiläum allerdings auch: „Wenn ich mir für die nächsten Jahre etwas wünschen dürfte, möchte ich mehr Musik machen und weniger organisieren.“ Rieker weiß allerdings auch, dass eher das Gegenteil die Wahrheit wird.
Martin Rieker: Als Kirchenmusikdirektor und künstlerischer Leiter der Haller Bachtage hält er die musikalischen Fäden seit 25 Jahren in seinen Händen. Foto: CG
Vor allem die Arbeit mit dem Nachwuchs liegt Rieker seit Anfang seiner Haller Zeit am Her-zen. Es sei großartig, dabei zu sein, wie Kinder ihre ganzheitliche Herangehensweise an das Singen und die Musik mit leuchtenden Augen und großer Aufmerksamkeit zelebrierten. „Musik macht mutig“, verweist Rieker darauf, dass schon 13- oder 14-Jährige ihr Solo auf der Bühne darbieten. So sei die Musik seine tiefste Gottesbegegnung, und Rieker freut sich über jedes neue Talent, das seine Liebe zur Musik teilt.
So auch auf der – 80 Kilometer südlich von Salzburg gelegene – Burg Finstergrün in der Nähe des Katschbergpasses. „Die bald zwölfte Freizeit dort – jedes zweite Jahr in den letzten beiden Wochen der Sommerferien – ist immer noch ein ganz wichtiger Aufhänger für die Kinderarbeit in Kantorei und Musikschule.“ Es gibt halt das berühmte Finstergrün-Fieber, das mittlerweile etliche Generationen kennen gelernt haben.
Beim Blick in die Zukunft sinniert der 59-Jährige und erlebt dabei ein Phänomen, dass wohl viele Ältergewordene teilen können: „Alles rennt immer schneller. Wo sind bloß die Jahre geblieben?!“ Sein inniger Wunsch ist es, die „Leuchtturm-Situation“ für die Haller Kirchen-musik auf jeden Fall noch bis 2019 zu schärfen, Impulse zu setzen und das Musikleben mit Hunderten von Aktiven intensiv zu begleiten. „Danach wird die Aufgabe im „Jetzt“ eines Anderen geschehen. Ich will in Halle bleiben und stehe auch zur Verfügung, aber nur, wenn ich gefragt werde.“(CG)