Als Evangelischer Kirchenkreis Halle, zu dem die Kirchengemeinden Steinhagen, Brockhagen und Halle gehören, beschäftigen auch uns die Pläne der Amprion GmbH, einen Phasenschieber dort zu errichten.
Sowohl in unserem kreissynodalen Ausschuss für Umwelt u. gesellschaftliche Verantwortung und MÖWe wie auch im Kreissynodalvorstand (KSV) wurden die Pläne diskutiert.
Da wir uns als Christen für die Bewahrung der Schöpfung aussprechen, können wir die ins Auge gefassten Planflächen nicht unkommentiert lassen und möchten mit einem offenen Brief zu den Plänen zur Errichtung eines Phasenschiebers in OWL Stellung nehmen:
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Sehr geehrter Herr Weber,
sehr geehrte Damen und Herren,
als Evangelischer Kirchenkreis Halle, zu dem die Kirchengemeinden Steinhagen, Brockhagen und Halle gehören, nehmen wir zu den u.a. am 27.04.2023 im Ententurm in Brockhagen von Amprion veröffentlichten Plänen zur Errichtung eines Phasenschiebers in OWL Stellung.
Wir stellen vorab fest, dass wir die Notwendigkeit einer solchen umfangreichen und bis zu 10 Hektar großen Anlage zur Energiedurchleitungsoptimierung für die in Bau befindliche Höchstspannungsleitung nicht in Frage stellen. Diese Maßnahme ist im Rahmen der Energietransformation sicherlich technisch erforderlich, um Strom aus Nordseewindparks in südlich gelegene Bundesländer liefern zu können. Diese Notwendigkeit mag trotz einer künftig eher regional zu entwickelnden Stromerzeugung (Windkraft und PV) und Verteilung gegeben sein.
Was uns erstaunt, ist die Tatsache, dass dieser Phasenschieber in einer ökologisch wertvollen, landwirtschaftlich zum Teil kleingliedrigen und seit Jahrzehnten auch von ansässigen Landwirten mit ökologisch erhaltender Bewirtschaftung genutzten Fläche im Bereich „Ströhen“ errichtet werden soll. Gibt es keine anderen, ökologisch weniger nützlichen oder bereits versiegelten Flächen in OWL?
Es mag sein, dass bezüglich bereits versiegelter Flächen Eigentumsrechte und Flächenplannutzungsänderungen dem entgegenstehen. Hinzu können möglicherweise Altlasten kommen. - Andererseits ist es aber offensichtlich möglich, solche einschränkenden Voraussetzungen durch entsprechenden Technologieeinsatz (wie bei der Chemieabfalldeponie unter dem Neubau der Leverkusener Brücke) zu überwinden. Wenn das möglich sein sollte, ist eine solche Nutzung von vorhandenen versiegelten Flächen allemal nützlicher als der Verbrauch von für unsere Zukunft immer wertvolleren Ackerflächen oder Naturschutzflächen und deren Verbund.
Wir sind uns im Klaren, dass für ihr Unternehmen wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund
stehen. Allerdings vertreten wir die Auffassung, dass für diesen Phasenschieber keine
ökologisch wirklich wertvolle Fläche genutzt werden sollte, wenn gleichzeitig benutzte, aber
ökologisch wesentlich weniger wertvolle Fläche zur Verfügung steht.
Es gehört sicherlich auch zur Ehrlichkeit, dass ihre Versorgungsaufgabe mit dem Durchleitungstransport elektrischer Energie eine hoheitliche Aufgabe ist, die der Bund an sie als Privatunternehmen delegiert hat. Dass in diesem Zusammenhang ein „beschleunigtes“ Genehmigungsverfahren durch die Bezirksregierung in Detmold angestrebt wird, um die ehrgeizige Verwirklichung diese Großprojektes bis Januar 2024 rechtssicher zu machen, erscheint uns angesichts der Verunsicherung der Anwohnenden aus Steinhagen, Brockhagen, sowie Halle und Blankenhagen nicht unproblematisch. Dabei ließ doch die Veranstaltung im
Ententurm in Brockhagen, an der der kirchliche Umweltbeauftragte (KUB) des Evangelischen Kirchenkreises Halle, Herr Klaus Baumgart, teilgenommen hat, wie auch der Zeitungsartikel in der NW vom 03. 06. 2023 darauf schließen, dass Amprion eine gute Kommunikation mit den Bürgern der Region der möglichen Standorte für einen Phasenschieber anstrebt.
Die Energietransformation hin zu einer CO2-freien Stromerzeugung und -nutzung in
Deutschland benötigt neben technischen Anlagen auch Menschen (Bürgerinnen und Bürger),
die diese „Transformation“ akzeptieren und verstehen. Insofern wirkt die geäußerte
Alternativlosigkeit bei der Flächensuche und der wiederholte Hinweis auf das
„beschleunigte“ Genehmigungsverfahren unseres Erachtens kontraproduktiv.
Es gilt, mit unseren Ressourcen sorgsam umzugehen, wenn wir in Zukunft diese Erde im Sinne einer zu bewahrenden Schöpfung, zu der die gesamte Natur gehört, noch bewohnen wollen. Darum hoffen wir, dass Amprion mehr als bisher erkennbar eine naturschonende Lösung für die Errichtung des Phasenschiebers anstrebt und diese als Grundlage einer offenen Kommunikation mit den Betroffenen ansieht.
Mit freundlichem Gruß
Dr. André Heinrich
Superintendent Kirchenkreis Halle