Immer und immer wieder mussten die gut 50 Zuhörerinnen im Evangelischen Gemeindehaus Werther diesen Satz laut sprechen. „Ich bin wunderbar!“ Pfarrerin Lindtraut Belthle-Drury aus Soest hatte sich damit in ihrem Vortrag „Ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin“ einen etwas abgewandelten Satz des 139. Psalms zum Thema gemacht. Kurzweilig und humorvoll ging sie mit drei Thesen der Frage auf den Grund, warum es den meisten Frauen so schwerfällt, diese Aussage zu verinnerlichen.
Da gab es den Bezug auf die Bibel, die schon beim sogenannten Sündenfall suggeriert: Eva hat die verbotene Frucht gegessen und ihren Mann überredet, es ihr gleichzutun - also sind Frauen schlecht. Das konnte die Referentin widerlegen, denn gerade Frauen haben eine besondere Verbindung zu Gott, haben sie doch z. B. durch die Geburt Jesu Anteil an der Schöpfungsgeschichte. Zweitens erschweren in der Gegenwart zu hohe Ansprüche an sich selbst den Glauben daran, man sei wunderbar. Da müsse man nur in die Werbung schauen, wo gutaussehende und gestylte Frauen den Alltag scheinbar mühelos meisterten.
Zuletzt nannte sie den ungerechten Ausdruck „das schwache Geschlecht“. Frauen wurde lange Zeit kein Verstand zugetraut, ihr zugewiesener Platz lag im Kümmern von Haushalt und Familie – ohne die Anerkennung, wieviel Kraft das kostete. Das sei heute zwar anders, aber die Bezahlung bei gleicher Arbeit sei für Frauen immer noch oft ungerecht, nannte sie eins von mehreren Beispielen. Pfarrerin Belthle-Drury riet den Zuhörerinnen, sich von all‘ diesen abwertenden Bildern zu lösen. Jede sei ein Ebenbild Gottes und damit wunderbar!
Kleine Gesprächsrunden und kurzweilige Aufgaben bauten das Thema aus und sorgten gleichermaßen für eine Auflockerung. Wie viele andere Wörter stecken in „Wunderbar“? Bruder, Rabe, Bund – auf mehr als zwanzig kamen die Gäste. „Machen Sie Ihren Sitznachbarinnen ein Kompliment.“, lautete eine weitere. Ziemlich schwer, wenn man sich vielleicht gar nicht kennt. Aber das Lob über eine schicke Bluse oder eine schöne Kette verfehlte nicht seine Wirkung. Jede Aufgabe endete mit der erwähnten Aussage – die auch der Referentin am Ende ihres Vortrags zugesprochen wurde - samt langanhaltendem Applaus und einem Geschenk.
Die Evangelischen Frauenhilfen im Bezirksverband Halle/Westfalen trafen sich zum Jahresfest an herbstlich geschmückten Tischen bei leckerem Apfelkuchen und einer Tasse Kaffee. Nach dem Vortrag gab es Gelegenheit zum Gedankenaustausch. Themen waren dort nicht nur das soeben Gehörte, sondern auch die aktuellen unruhigen Zeiten mit Kriegen und Krisen. Pfarrerin Petra Isringhausen bedankte sich mit einem Blumengruß bei der Vorsitzenden der Frauenhilfen, Renate Ordelheide, für ihren immerwährenden Einsatz bei der Organisation dieser Veranstaltung. Präsente wurden Ursula Glatzel für ihre sieben jahrelange Tätigkeit als Gruppenleiterin in der Frauenhilfe Häger und Dr. Dieter Heinrich für die musikalische Begleitung des Nachmittags überreicht – und für alle galt die Zusage: Du bist wunderbar!
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