„Sehr geehrter Herr Professor Schloemann, Sie haben Halle 1961 aus dem kirchenmusikalischen Schlaf ‚wachgeküsst‘. Sie haben 1964 die Haller Bach-Tage ins Leben gerufen, geleitet und etabliert. Damit ist Ihnen ein nach’halle’ndes Lebenswerk gelungen! Sie haben durch dieses Festival die Herzen der Hallerinnen und Haller, aber auch die der auswärtigen Besucherscharen, berührt. Danke!“ Mit diesen Worten würdigte Bürgermeister Thomas Tappe den Gründer der Haller Bach-Tage und ehrte ihn mit dem „Haller Herz“.
Aus Anlass der 60. Haller Bach-Tage waren mehr als 120 Gäste ins Martin-Luther-Haus gekommen. Neben den beiden oben genannten wurden der aktuelle Leiter der Haller Bach-Tage, Friedemann Engelbert, Superintendent Dr. André Heinrich, Professor Dr. Michael Maul (Intendant des Leipziger Bach-Festes) sowie die Kreisdirektorin des Kreises Gütersloh, Susanne Koch, von Frank Hofen willkommen geheißen. Der langjährige musikalische Leiter der Bach-Tage, Martin Rieker, hatte sich aus terminlichen Gründen entschuldigen lassen.
Während der dreistündigen Festveranstaltung wurde immer wieder Rückblick gehalten. Bürgermeister Thomas Tappe bezeichnete das Festival als ein „Fest von den Hallern für die Haller“ und als ein „Licht in der dunklen Jahreszeit, dass so unsere Herzen erwärmt“. Professor Schloemann, der mit seiner Tochter Adelheid angereist war, erinnerte an die ersten Bach-Tage, die mit einer Dauer von drei Tagen anfingen, später auf eine Woche ausgeweitet wurden, bevor sie die heutigen gut zwei Wochen zur Verfügung hatten. Er sei damals ob des Erfolges nach dem Trick gefragt worden. „Der Trick ist Johann Sebastian Bach“, sei stets seine Antwort gewesen. Angesprochen auf seine Gabe, Chöre und Instrumentalgruppen so erfolgreich in der Lindenstadt gefördert zu haben, erklärte er: „Jeder ist ein Musiker. Man muss nur einen Weg gehen um vom Chaos zum Kunstwerk zu kommen.“
Friedemann Engelbert bedankte sich für die gute Zusammenarbeit mit der Kirche, der Stadt und den Sponsoren. Die Bach-Tage zeichneten sich durch Gastfreundschaft, kurze Wege und ein tolles Publikum aus. Er bezeichnete das Festival als hochkarätig, kreativ und bodenständig. Es übe eine besondere Faszination aus und werde noch weitere 60 Jahre bestehen. Im Jubiläumsfilm, den man auf www.haller-leben.de und auf dem Youtube-Kanal der Evangelischen Kirchengemeinde findet, kann man sich von dieser Faszination überzeugen und erfährt Interessantes von Weggefährten und Mitwirkenden.
Interessant war auch der Festvortrag mit dem Thema „Bach, der Kosmopolit“, den der Intendant des Bachfestes in Leipzig, Professor Dr. Michael Maul hielt. Der 45-Jährige Musikwissenschaftler und mehrfache Buchautor zeigte auf, dass Bach zwar seine mitteldeutsche Heimat nicht verlassen hat, war er doch in Weimar, Mühlhausen oder Arnstadt tätig. Aber musikalisch sei er in England, Italien, Frankreich und vielen weiteren Ländern unterwegs gewesen. -dag-