Die Haller Bach-Tage stehen für hochkarätigen und vielfältigen Hörgenuss – unter einem prägenden Motto, dass sich wie ein roter Faden durch das Programm zieht. Die Bilanz nach den ersten Aufführungen des Klassik-Festival 2024 mit dem Thema im Jubiläumsjahr „We call him Handel – Bach very British“: Daumen hoch, einfach klasse!
Gleich das Auftaktkonzert startete furios. „Damit geht ein Traum von mir in Erfüllung. Dieses non plus ultra der Vokal Szene wollte ich immer schon mal haben!“, freute sich der Leiter der Konzertreihe, Friedemann Engelbert, die Gruppe „VOCES8“ begrüßen zu können. Die acht Briten, die 2023 für einen Grammy nominiert waren, enttäuschten Engelbert und das Publikum in der restlos ausverkauften St. Johanniskirche nicht. Sie unterstrichen mit ihrem Können, warum sie zu den weltweit führenden Gruppen bei A-cappella-Konzerten gehören. Sie bescherten nicht nur mit Bachs Bourée II aus der Englischen Suite Nr. 2 oder „The long day closes“ von Arthur Sullivan dem Publikum Gänsehautmomente, mit dem titelgebenden „London by Night“ von Carroll Coates oder Orlando Gibbons „O clap you hands“ lösten sie auch ihre Ansage ein, 500 Jahre Chormusik an einem Abend zu bieten. Das Publikum wollte den Applaus gar nicht enden lassen, zwei Zugaben erhielten sie dafür – plus ein wundervoll einfühlsames, auf Deutsch gesungenes Abschlusslied: „Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen“.
Ein weiterer Höhepunkt folgte „Haller Bach-Tage“-like sofort am Tag darauf. Mit dem Ensemble „I Zefirelli“ wurde ein komplett anderes Genre bedient. Das Thema „Händel im Pub“ war Programm. Mit Musik von Händel und Purcell, Barsanti und McGibbon wurde der Bogen zwischen Barock und Folk gespannt. Die gut gelaunten Musiker schafften diesen Spagat durch ihre mitreißende Spielweise mit Blockflöte, Barock-Violine und –Cello, Laute, Percussion und Gesang. Das Programm kam in einem englischen Pub zur Erstaufführung und in Halle war es gelungen, auch den Storck-Treffpunkt in einen solchen zu verwandeln. Stehtische und (gratis) Getränkeausschank mit u. a. irischem Bier, auch während der Vorstellung, kamen bei den 500 Gästen an und sorgten für eine gemütliche Atmosphäre.
Nächstes Konzert, nächster Höhepunkt. Bei den Haller Bach-Tagen geht das Schlag auf Schlag. Johann Sebastian Bachs „Johannis-Passion“ wurde vor genau 300 Jahren, im April 1724, in Leipzig uraufgeführt, in der Haller St. Johanniskirche zuletzt 2019 und nun 2024 wieder – mit qualitativ hoher Besetzung. Die letzten Tage vor der Kreuzigung Jesu wurden eindrucksvoll von den Solisten Franziska Bobe, Stefan Kunath, Andreas Elias Post, Florian Sievers und Julian Redlin sowie dem Vokalensemble der Johanniskantorei Halle musikalisch in Szene gesetzt. Begleitet wurden sie – unter der Leitung von Friedemann Engelbert – vom Telemannischen Collegium Michaelstein. Das Publikum bedankte sich für diese hervorragende Leistung mit Standing Ovations.
Ihre Kreativität bewiesen die Organisatoren mit den Folgekonzerten, die unterschiedlicher nicht sein konnten und aufzeigten, wie variantenreich klassische Musik sein kann. Das Barockkonzert mit dem Marais-Consort unter dem Thema „A Summer Night’s Dream – Shakespeare & The Music“ begeisterte die 150 Gäste in der vollbesetzten katholischen Herz-Jesu-Kirche genauso wie das frei nach Jules Verne gezeigte Musikstück „In 28 Tagen durch Europa“ mit den Musikern des Pindakaas Saxophon Quartett und Schauspielern in der Aula des Kreisgymnasiums Halle die Kinder der Haller Grundschulen.
Faszinierend, was bei den Haller Bach-Tagen so geballt und gekonnt in Szene gesetzt wird!
Man darf gespannt auf das weitere Programm sein… -dag-