Andacht vom 21. Juli 2013

21. Juli 2013, 8. Sonntag nach Trinitatis

„Endlich Ferien...!“ so hören wir es an diesem Wochenende von allen Seiten.

Urlaub. Erholung. Entspannung. Woran denken Sie bei diesen Worten? Kristallblaues Wasser, plätschernde Wellen, strahlender Sonnenschein... oder mächtige Berggipfel mit ergreifendem Blick in die Ferne... oder ferne Städte, belebte Straßencafés und inspirierende Museen?

Was bedeutet Urlaub für Sie? Glaubt man der Statistik, so sind wir Deutschen die Reiseweltmeister. Keine andere Nation hat so viel Spaß an Urlaubsreisen. Urlaub bedeutet im Wortsinn ursprünglich „Erlaubnis“. Es meint die Erlaubnis der Arbeit fernzubleiben, um sich zu erholen. Um wieder Kraft zu tanken.

Ich frage mich, wie das wirklich gelingen kann. Wie wird mein Urlaub zu einer Quelle der Kraft? Denn oft kommt ja der so genannte „Urlaubsstress“ hinzu. Wenn Hotel und Essen nicht den Erwartungen entsprechen, vielleicht das Wetter nicht mitspielt, die Nachbarn zu laut sind und die Kinder nörgeln, dann spüren wir mehr Urlaubsfrust als Urlaubslust.
Wie also Ruhe finden?

Das Thema „Ruhe“ zieht sich auch durch die Bibel. Gott ruhte am siebten Tag der Schöpfung. Ruhe ist hier nicht ein Ausdruck der Erholung wegen Erschöpfung, sondern ein Betrachten und Bestaunen, ein Feiern der vollendeten Arbeit. Sie ist nicht zweckbestimmt, sondern ruhend in sich.

Unsere Unruhe kommt oft daher, dass unser Werk, unsere Arbeit, unsere Anstrengungen nicht an ein Ziel gekommen sind. Wir sorgen uns... weil wir unzufrieden sind mit uns selbst, mit unserer Familie und mit unserer Leistung. Kann vielleicht deshalb nur der Mensch wirklich Urlaub machen, der mit seiner Arbeit bzw. seinem Leben im Reinen ist?
Der christliche Glaube lädt hier zu einem Perspektivwechsel ein. Er schaut nicht nur auf das eigene Handeln, sondern auf das, was Gott tut: Gott erschafft und erhält die Welt. Er sendet seinen Sohn Jesus Christus. Am Kreuz ruft Jesus: „Es ist vollbracht!“ Wer auf das schaut, was Jesus tut, der kann ruhig werden. Nicht meine kleine Kraft ist das Entscheidende. Sondern er, der Gottessohn, wirkt in mir und durch mich. Er schenkt Vergebung. Er lässt aus meinem kleinen Tun etwas Gutes werden. Er lenkt und leitet. Er kann sogar auf krummen Linien gerade schreiben.

„Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in Dir, Herr“ sagt der Kirchenvater Augustin. „Es ist also noch eine Ruhe vorhanden für das Volk Gottes“ schreibt der Verfasser des Hebräerbriefes.

Vielleicht erwarte ich zu viel von dem anstehenden Urlaub, wenn er selber Quelle der Kraft sein soll. Vielleicht liegt sein Wert vor allem darin: Mein Urlaub kann Zeit und Gelegenheit bieten, um mich Gott als der Quelle der Ruhe auszusetzen. Und zu feiern und zu staunen, was Er in meinem Leben tut.

Nicolai Hamilton, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Halle