Andacht zum 04. Februar 2024

Wort zum Sonntag

   

04.02.2024 (Sexagesimae) 

Bilderbuchkinder sind Musterkinder. Sie wissen sich zu benehmen und stellen keine dummen Fragen. Sie sind gut erzogen, sind nicht ungeduldig und popeln nicht in der Nase. Sie sitzen gerade und reden den Erwachsenen nicht dazwischen.

Bilderbuchkinder sind eine Freude - wenn es da nicht dieses kleine Problem gäbe: Bilderbuchkinder gibt es gar nicht. Sie sind eine Fantasie der Erwachsenen.

Richtige Kinder leben nicht in Bilderbüchern, sondern mitten in der Welt: sie sind gerne laut, wild und ungehemmt und sie stören manchmal. Sie sind ein wenig aufmüpfig und öfter mal unzuverlässig.

Jesus sagt: „Lasst die Kinder zu mir kommen!“ Und er meint damit nicht nur die Stillen, Braven und Angepassten.

Gott hat alle Kinder in sein Herz geschlossen. Und er sorgt sich ganz besonders um die Kinder, die es etwas schwerer haben: um die Lauten, die Zappeligen und die Wilden, um die Störenden und die Aufmüpfigen. Auch diese Kinder haben ihre Geschichte. War Jesus etwa unauffällig, bequem, still und unkritisch? Im Gegenteil.

Gott wünscht sich keine angepassten Bilderbuchkinder.

Er wünscht sich selbstbewusste Kinder, die ein Herz für ihre Mitmenschen haben - ganz besonders für die Schwachen, und ein Auge für seine Spuren in der Welt.

Übrigens gibt es auch keine Bilderbucheltern, die immer alles richtig machen (ebenso wenig wie es Bilderbuchpastor*innen gibt, die immer alles richtig machen). Aber es

gibt Gott sei Dank Eltern, die (so gut sie können) ihren Kindern von Gott erzählen und ihnen einen schönen und unverkrampften Glauben vorleben. 

Wir alle sind mit unserer je eigenen Geschichte Gottes Kinder, unvollkommen und manchmal auch unzuverlässig - und dennoch geliebt und unendlich kostbar.

Ich wünsche uns eine segensreiche Woche. Vielleicht entdecken wir in ihr Gottes Spuren in unserem Leben - und unser Herz für unsere Mitmenschen, ganz besonders für die Schwachen.

Ihr Pastor

Burkhard Steinebel