Andacht zum 07. Januar 2024

Wort zum Sonntag „1. Sonntag n. Epiphanias“ – 7.1.2024

Auf der Schwelle zum neuen Jahr

Im letzten Jahr sind wir umgezogen. Wir konnten nach vielen Wochen der Renovierung ins neue Haus einziehen. Die Tür zu öffnen und über die Schwelle zu treten war ein besonderer Moment. Denn in den neuen Räumen werden wir einen Großteil der nächsten Jahre verbringen. Werden es gute Jahre? Werden wir uns heimisch fühlen? Mit solchen Fragen sind wir über die Schwelle getreten. Wer weiß schon, was die Zukunft bringt?

Im alten Rom gab es für solche Begebenheiten einen eigenen Gott. Seine Aufgabe war es, Türen zu solchen Schwellenübergängen zu überwachen. Er hieß Janus und hat dem Monat Januar seinen Namen gegeben. Sein besonderes Merkmal waren seine beiden Gesichter. Ein Gesicht blickte zurück. Das andere blickte nach vorn in die Zukunft. Ein toller Gedanke: Einerseits das Vergangene im Blick zu haben und das bewahren, was gut war. Und gleichzeitig nach vorne schauen und optimistisch die Zukunft in den Blick nehmen. 

In diesem Jahr ist das alles andere als leicht, weil der Rückblick in das vergangene Jahr viele schlimme und grausame Bilder hervorruft. Der Übergang ins neue Jahr ist darum ein sorgenvoller. Wie kann ich trotzdem hoffnungsvoll die Tür zum neuen Jahr öffnen und Schritte gehen, die nicht in der Tiefe meiner Sorgen stecken bleiben?

Ich bin froh, dass ich mein Vertrauen nicht auf einen Gott mit zwei Gesichtern richte, der den Türsteher macht. Ich vertraue auf den einen Gott, der in dieser Welt mit seinem Licht erscheint und mir den Weg weist. Jesus sagt: „Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis.“ Ein Gott, der der Dunkelheit trotzt und die Lebensräume, die ich betrete, erhellt, gibt mir Mut, jede Schwelle hoffnungsvoll zu überschreiten. Auch wenn ich nicht weiß, was die Zukunft bringen wird, ich habe ein Licht in mir, dass mir hilft, mich nicht vom Dunkel überwältigen zu lassen. Mein Glaube lässt mich weiterhin für das Licht einstehen, das für Liebe und Menschlichkeit steht und jeder Schwellenangst die Kraft raubt.

Tim Henselmeyer ist Pastor in Halle (Westfalen)