Andacht zum 25. Februar 2024

„Weißt du noch?“ So beginnen viele Sätze, wenn man alte Freunde trifft oder als Familie zusammen kommt. Und dann erinnert man sich an besondere Momente, lustige Situationen oder die Eigenheiten mancher Menschen. Da gibt es oft was zu lachen. „Weißt du noch?“ Wer sich erinnert, denkt an das, was früher war und was ihn mit den anderen verbindet. Aber wer die vergangenen Zeiten betrachtet, stößt auch auf unangenehme Dinge. Es macht traurig, wenn man an Menschen erinnert wird, die nicht mehr da sind. Es tut weh, wenn Missverständnisse, Streit oder eigene Fehler wieder bewusst werden. Es war nicht alles nur gut in der Vergangenheit. Und manche Wunde bricht dadurch wieder auf. Wenn ich so ehrlich zurückblicke, werde ich dankbar für jeden Menschen, der trotz allem zu mir gestanden hat. Der mich ausgehalten und getragen hat. Mit dem ich auch diese schweren Erinnerungen teilen kann. Dann brauche ich vor der Vergangenheit nicht davonlaufen.

Die kommende Woche beginnt mit dem Sonntag „Reminiszere“, das bedeutet: „gedenke“. Es ist eine Woche der Erinnerung. Sie hilft mir, auf mein Leben zurück zu schauen, mir die schönen Erlebnisse ins Gedächtnis zu rufen, aber auch die schwierigen Momente nicht zu verdrängen. Denn gerade im Rückblick wird mir bewusst, wie oft ich etwas schuldig geblieben und wo ich schuldig geworden bin. An Menschen und vor Gott. Er hätte schon viel Grund gehabt, mich loszulassen und zu vergessen. Darum heißt die Bitte dieses Sonntags: „Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit“ (Ps 25,6). Dabei brauche ich Gott nicht an seine Liebe erinnern. Er vergisst nichts. Aber ich muss es mir ins Gedächtnis rufen: Obwohl Gott alles über mich weiß, hat er mich bis heute ausgehalten und getragen. Gerade in den schweren Zeiten. Je ehrlicher ich auf mein Leben zurückblicke, desto dankbarer werde ich dafür. Und dann kann ich nur sagen: „Weißt du noch? Bis hierher hat mich Gott gebracht durch seine große Güte!“

Prädikant Olaf Wahls