Andacht zum 18. Juni 2023

Liebe Leser*innen,

nun ist sie da, die Ferienzeit. In der kommenden Woche beginnen bei uns offiziell die Sommerferien in der Schule. Für viele von Ihnen ist es die ersehnte Möglichkeit, nicht nur frei von Verpflichtungen, von Arbeit zu sein, sondern diese Zeit zu nutzen, das Gewohnte zu verlassen und zu verreisen; mit der Familie, in Jugendgruppen. Voller Erwartungen und Freude gehen wir in diese Zeit.

"Warum reisen wir? so fragt einmal der Schriftsteller Max Frisch, und gibt eine für mich interessante, wie ehrliche Antwort. „Warum reisen wir? Auch dies …damit wir noch einmal erfahren, was uns in diesem Leben möglich sei…“ 

Reisen eröffnet Horizonte. Darum brechen Menschen aus der Stadt Halle in wenigen Wochen nach Valmiera auf, um die Partnerstadt und ihre Menschen zu erleben. In der Kirchengemeinde beginnen die Jugend – und Kinderfreizeiten. Was ist das für ein unverdientes Glück, sich aufmachen zu können, um zu reisen: als Einzelne, in der Gruppe oder mit dem Partner oder der Partnerin!

In den Worten von Max Frisch klingt an, welchen Reiz dieses Reisen hat – „…zu erfahren, was in diesem Leben möglich sei.“ Heraus aus dem Festgelegten und Gewohntem, heraus aus den Lähmungserfahrungen des Lebens und neue Horizonte entdecken – wann können wir all dies erfahren, wenn nicht in der kommenden Zeit?! 

Es gelingt uns nur selten und viel zu wenig mitten im Alltag solche Freiheitserfahrungen zu machen; wir erleben in uns selbst Aufgeschlossenheit für Orte der Ruhe wie Kirchen in diesen Urlaubszeiten. Einmal mehr können wir dann ablegen, was das Leben lähmt und uns festlegt, seien es Menschen oder auch Prozesse, in die wir eingebunden sind.

Ehrlicherweise sind es aber eben nicht nur die anderen, die uns am Leben hindern, sondern zuweilen auch wir selbst. Es wäre ein Trugschluss zu meinen, durch das Reisen uns selbst und unseren schweren Gedanken entfliehen zu können. Wir sind dann zwar woanders, nehmen uns selbst aber immer mit. Wir werden uns nicht los! 

Die Möglichkeiten unseres Lebens schöpfen wir nicht aus. Dass aber ist gerade der Wille Gottes, so hat er sich uns gedacht, so soll es sein, dass wir unser Leben nicht verpassen, sondern Glück und Erfüllung erfahren. Uns loslassen können und an ihm zu „kleben“, sich ihm anzuvertrauen – darin liegen Glück und Segen. Davon sind wir Christinnen und Christen überzeugt. Die beginnende Urlaubszeit birgt die Chance in sich, zu erfahren, „was im Leben möglich ist“. 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine erfüllte und gesegnete Zeit

Ihr 

Walter Hempelmann

Superintendent i. R. des Kirchenkreises Halle