Andacht zum 5. Juni 2022

Wort zum Sonntag, 5.06.2022

 

Sie saßen in ihrem Zimmer, die Jünger und Maria, gelähmt, ohne Hoffnung, ohne erkennbare Zukunft. Wie sollte es weitergehen. Jesus war nicht mehr unter ihnen, sie hatten keinen Plan.

Unten, auf dem Tempelplatz in Jerusalem feiern die Menschen das Fest Shawuot, den Dank für die Ernte und den Dank für die Thora, für das Wort Gottes. 

Die, die in ihrem Zimmer sitzen, können sich nicht mitfreuen. Sie sind sicherlich auch wegen des Festes nach Jerusalem gekommen, aber sie bleiben einsam. Aber sie erinnern sich daran, was Jesus ihnen zum Abschied verheißen hat: 

„Ich schicke euch den Tröster, den Heiligen Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen. Der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“

Und plötzlich verändert sich die Situation, die Jünger und Maria spüren etwas, das ihnen neue Kraft und neuen Mut gibt, sie erleben, was es bedeutet, vom Heiligen Geist Gottes be-geistert zu werden. Sie verlassen das Gefängnis ihrer Rückwärtsgewandtheit und stellen sich der Zukunft. Ihr Leben bekommt einen neuen Horizont und sie beginnen, sich nach dem Fest auf den Weg zu machen, um das, was sie mit Jesus erlebt haben, weiterzuführen. Befreiend ist es, wenn der Geist Gottes uns aus der Verzagtheit zurück ins Leben führt.

Gerade nach den letzten Coronajahren mit ihren vielen Einschränkungen, aber auch besonders in diesen Tagen mit dem furchtbaren Krieg in der Ukraine wünsche ich Ihnen allen, dass Sie nicht an den Bedrohungen dieser Zeit verzweifeln, sondern immer wieder die Kraft Gottes spüren, von der heute das Gleiche gilt wie damals in Jerusalem: Der Geist Gottes führt uns durch alle Ängste und Sorgen hindurch in eine gute Zukunft. 

In dieser Gewissheit wünsche ich Ihnen allen ein frohes und gesegnetes Pfingstfest, in dem Sie sich von der Kraft Gottes begleitet und getragen wissen.

 

Martin Liebschwager ist Pfarrer in Harsewinkel