Andacht vom 08. April 2012

08. April 2012 - Ostern

„Immer dasselbe...?“

Wetten, dass es auch dieses Jahr wieder so sein wird: Ostereier werden versteckt, in den Kirchen wird die Osterbotschaft verkündigt, aber in der Welt bleibt fast alles wie gehabt: In Syrien ist nicht mit einem Abbruch der Gewalt zu rechnen, das Gezerre um die Finanzmarktsteuer geht weiter und die Benzinpreise werden wie jedes Jahr Ostern steigen. Über letzteres wollte Günter Jauch in seinem Politiktalk am vergangenen Sonntagabend mit dem Geschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbandes sogar eine Wette abschließen. 

Immer dasselbe! Die Freunde Jesu mögen ähnlich gedacht haben. Wie jedes Jahr strömten die Pilger nach Jerusalem um das Passafest zu feiern in Erinnerung an die Befreiung ihres Volkes Israel aus Ägypten. Aber weiterhin blieb Israel von einer fremden Macht besetzt, zu der Zeit waren es die Römer. Es gab weiterhin Ungerechtigkeit, wie hohe Steuern, die gerade den armen Leuten sehr zusetzten. Wieder war da ein Hoffnungsträger gewesen: Jesus von Nazareth, der Israel befreien und erlösen sollte. Aber ihn hatten sie gekreuzigt und damit die Hoffnung auf Veränderung. Der Felsbrocken wurde vor das Grab gewälzt.Unumstößlich scheint die Macht der Stärkeren sich durchzusetzen.

Immer dasselbe? Eine neue Stimme mischt sich in die altgewohnten Töne ein. Frauen und Fischer aus Galiläa erzählen begeistert: „Der Felsbrocken ist weg. Jesus, unser Hoffnungsträger, ist nicht tot. Er ist auferstanden. Er lebt.“ Eine neue Hoffnungsmelodie erklingt in ihren Herzen und sie tragen sie weiter in die Welt. Alles scheint so wie immer, aber nichts ist wie vorher. Denn Gott hat sie bestätigt. Ihre Hoffnung, ihr Traum von Freiheit und Gerechtigkeit ist nicht ausgeträumt. Er wird sich durchsetzen. Ostern 2012 – um uns herum und in uns ist vieles wie immer.

Aber es bleibt nicht immer dasselbe. In unseren Herzen können wir schon jetzt die Hoffnungsmelodie der Auferstehung aufnehmen. Sie verändert alles: Er ist auferstanden. Der Tod ist besiegt und mit ihm auch alle todesbringenden Kräfte. Wir müssen nicht resignieren. Wir müssen das Leben nicht auf das Machbare und das, was sich konsumieren lässt reduzieren. Wir dürfen unsere Träume für Frieden und Gerechtigkeit leben, denn Gott hat sie bestätigt.

Jetzt schon dürfen wir aufstehen fürs Leben. Unsere Anstrengung wird nicht vergeblich sein, weil Gott sie trägt.

von Silke Beier, Pfarrerin der Jacobi-Kirchengemeinde in Werther