Andacht vom 10. September 2017

Andacht zum 13. Sonntag nach Trinitatis - 10. September 2017

Ob Handy oder Mailbox – elektronische Speicher müssen ab und an geleert werden. Selbst das größte Datenvolumen ist irgendwann erschöpft. Auch unser Gehirn sortiert ständig um und aus. Aktuell Wichtiges bleibt schnell abrufbar, anderes tritt in den Hintergrund. Ständig wird auch etwas aus der Erinnerung gelöscht. Vergessen können ist lebenswichtig.

Doch es gibt auch andere Erfahrungen: Wer an Demenz erkrankt, vergisst, was wichtig wäre zu erinnern. Wer Schlimmes erlebte, wer traumatisiert ist, kann nicht vergessen und leidet daran. Die Schnelllebigkeit der Nachrichtenlandschaft lässt in Vergessenheit geraten, was gerade keine Schlagzeile produziert.

Erinnern und Gedenken spielen in der jüdisch-christlichen Tradition eine wichtige Rolle. Solange eines Menschen gedacht wird, bleibt eine Beziehung lebendig. Auch über den Tod hinaus. Gedenkstätten, Grabsteine, Erinnerungsstücke und Erzählen sollen dem Vergessen entgegenwirken. In diesem Sinne lädt Jesus ein, zu seinem Gedächtnis das Abendmahl zu feiern. Am Kreuz betet Jesus verzweifelt: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Psalm 22,2) Aber Gott hat seinen Sohn nicht vergessen. Gott hält in Liebe die Beziehung aufrecht. Das überwindet den Tod.

Menschen können nicht anders, als auch zu vergessen. Gott aber wird uns niemals vergessen:
„Kann auch eine Frau ihr Kindlein vergessen, …so will ich doch deiner nicht vergessen. Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet.“ (Jesaja 49, 15-16)

Wir liegen Gott am Herzen und sind in Gottes Händen geborgen. Alles, was wir tun und lassen, und was uns geschieht, es berührt Gott.

Wie aber ist es umgekehrt mit uns? Gerät Gott in Vergessenheit? Gedenken wir der Erfahrungen, die wir mit Gott gemacht haben? Bleiben wir mit Gott in Beziehung und im Gespräch? Ob fröhlich mit Loben und Danken, oder bedrückt mit Fragen und Klagen, wir können Gott alles sagen. Das hält die Beziehung lebendig. Wir können auch für andere bitten, deren Not wir nicht vergessen wollen. Gott hat ein offenes Ohr und ein offenes Herz.

Dagmar Schröder, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Steinhagen