Andacht vom 04. November 2012

04. November 2012 - 22. Sonntag nach Trinitatis

Das (Kirchen-)Jahr geht seinem Ende entgegen. Und viele bekunden angesichts der herbstlichen Eintrübungen Fassungslosigkeit darüber, wie schnell einem die Zeit der vergangenen Monate durch die Hände gerutscht ist. Frühling und Sommer 2012: Sie sind schon wieder Geschichte.

Geschichte unzählig vieler Geschichten, die jeder von uns auf seine Weise durchlebt hat und von denen man kaum glauben mag, dass sie wegen des Dahinrinnens schon wieder zu Erinnerungen geronnen sind.

Meteorologisch gesehen, stehen nun wieder dunklere Tage vor der Tür. Tage einer sich alljährlich einstellenden Schwermut, die ihre Höhepunkte nicht nur im Volkstrauertag und Ewigkeitssonntag finden wird. So manch einem macht auch das Wetter zu schaffen mit Kälte, Regen und Wind. Und die Düsternis der immer kürzer werdenden Tage ist ja auch nicht dazu angetan, sich physisch und mental wohl zu fühlen. Jeder merkt: Geist, Seele und Körper reagieren. Widerstandkräfte sinken. Erkältungen, Unwohlsein und depressive Anwandlungen sind an der Tagesordnung.

Viele kennt das. Die Kräfte schwinden – ebenso wie der Optimismus. Die Stimmung sinkt. Anlass und Zeit, sich dem nicht ohne Widerstand auszuliefern. Aber woher dazu die Energie nehmen, die Lust, die Kraft?

Glaubenswilligen ist dazu in diesem Jahr ein ganz besonderes Wort zugerufen worden. Ein Satz Jesu, den viele im schnellen Dahingleiten der Zeit vielleicht schon wieder vergessen haben: die diesjährige Jahreslosung der Bibel nämlich. Sie taugt sicherlich nicht dazu, wie Aspirin bei Unwohlsein „eingeworfen“ zu werden. Aber sie hilft immerhin, sich den Unbillen des Unwohlseins nicht ohnmächtig ausgeliefert fühlen zu müssen, wenn man sie denn tief in sich ankommen lässt. Jesus sagt: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig!“

Nicht irgendeine Kraft, sondern die unerschöpfliche Leidenschaft unseres Gottes. Sie verheißt Liebe, Wärme und bergende Begleitung – gerade auch dann, wenn die eigenen Kräfte an ihre Grenzen kommen.
Sich dem zu öffnen, wünsche ich Ihnen von Herzen. Bleiben Sie im Sinne Jesu behütet – aller inneren und äußeren Düsternis zum Trotz.

von Ulrich Potz, Pfarrer in der Kirchengemeinde Steinhagen