Wort zum 19. Sonntag nach Trinitatis, 11. Oktober 2015
Eine harte Nuss
Mit einem lauten "Klonk" fällt die Walnuss auf mein Autodach. Jetzt im Herbst setzt es wieder Attacken aus der Luft. Eicheln, Kastanien, oder auch Walnüsse, wie vor unserem Haus. Nach einer kurzen Inspektion des Autodachs halte ich die Nuss in meiner Hand.
Das schmackhafte Innere ist durch eine nahezu undurchdringliche, harte Schale geschützt. Aber eben nur nahezu! Ich beobachte Dohlen, wie sie mit diesem Problem umgehen. Sie greifen sich eine Nuss und fliegen zur Dachkante. Von dort lassen sie diese auf den Steinweg fallen. Nach ein oder zwei Versuchen springt die Schale auf und gibt den leckeren Inhalt preis. Echt pfiffig, denke ich. Könnte man doch alle harten Nüsse dieser Welt, vor allem bestimmte Menschen, so einfach knacken.
Das Neue Testament zeigt uns, dass es da einen noch pfiffigeren Weg gibt. Zachäus, einem sehr unbeliebten Menschen, einer echt harten Nuss, begegnet Jesus. Jeder erwartet, dass Jesus es jetzt so richtig krachen lassen wird, dass er den Zachäus in die Zange nehmen und knacken wird. Aber Jesus lässt Hammer und Zange im Rucksack und sagt stattdessen: Ich muss heute noch dein Gast sein. Da löst sich die Schale, die Zachäus umgibt, wie von selbst, da bricht die Verhärtung auf und lässt neues Leben entstehen. Wie gut muss es Zachäus getan haben, dass Jesus nicht an seinem Panzer interessiert war, sondern an dem, was darunter liegt.
Ich wünsche Ihnen für den Umgang mit den harten Nüssen in Ihrem Leben, die Piffigkeit und Hartnäckigkeit der Dohlen, die Liebe und Menschenkenntnis Jesu und auch ab und an die Weitsicht und Klugheit, die Nüsse einfach mal liegen zu lassen.
von Pfarrer Christian Eckey, Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Borgholzhausen