Wort zum 18. März 2020

Wort zum 18. März 2020

Der Blick nach vorne

Von Pfarrer Dr. Sven Keppler, evangelische Kirchengemeinde Versmold

Wir erleben gerade einen Einschnitt von historischem Ausmaß. Kommentatoren rücken die Corona-Pandemie in den Rang der großen Wendepunkte. Wie den Anschlag auf die New Yorker Zwillingstürme 2001 oder die Wende von 1989.

Durch den Klimawandel leben wir ja ohnehin schon in dem Gefühl eines Umbruchs. Und dazu jetzt noch dieses weltumspannende Virus! Die Angst um die eigene Gesundheit. Um die der Mitmenschen. Und die Sorge vor den wirtschaftlichen Folgen, die die Schockstarre mit sich bringen wird.

Wer es angesichts des Klimawandels noch nicht verstanden hatte, merkt es spätestens jetzt: Wir leben in einer Krisenzeit! Und es wird sich zeigen, ob die besonnenen Menschen die Richtung vorgeben werden oder die Verführer. Es gilt also, einen kühlen Kopf zu bewahren. Orientierung zu suchen. Ich hoffe, dass uns die Bibel dabei hilft.

Wir erleben eine Zeit des Innehaltens. Das kann etwas Lähmendes haben. Etwas Grüblerisches: Ist das, was gerade geschieht, eine Strafe? Eine Strafe Gottes? Oder eine ganz sachliche Strafe, nämlich die Folge unseres Verhaltens? Der rücksichtslosen Ausbeutung und Vermüllung unserer Welt. Dort, wo das Virus besonders stark ist, gehen auch die CO2-Belastungen spürbar zurück. Steckt dahinter ein planender Wille? Ein strafender Wille? Der Wille Gottes sogar?

Wenn solche Fragen kommen, dann ist es hilfreich, auf Jesus zu schauen. Für ihn ist der Blick nach vorne typisch. Manchmal sogar so radikal, dass es verletzend wirkt. Jesus will nicht, dass wir die Augen schließen vor den Fehlern der Vergangenheit. Aber das Entscheidende ist für ihn etwas Anderes. Was die Welt bewegt, was von Gott her zählt, das ist die Zukunft. Auf sie sollen wir uns ausrichten.

Gott will diese Welt erneuern. Er will uns neue Lebensräume eröffnen. Neue Möglichkeiten. Dafür ist es jedoch entscheidend, dass wir uns von unserer Vergangenheit lösen können. Dass wir wagen, neue Wege zu gehen. Dass wir unser Verhalten ändern.

Nur, wenn wir unsere Lebensweise grundlegend ökologisch verändern, haben wir Menschen auf diesem wundervollen Planeten eine Zukunft. Nur, wenn wir viel stärker auf die Folgen unseres Handelns achten. Ressourcen schonen. Und die Verschmutzung unserer Welt verringern.

Für die Corona-Pandemie ist das keine Lösung. Aber sie zwingt uns zum Innehalten. Sie verordnet uns einen Stillstand. Nutzen wir ihn, um in uns zu gehen. Um unser Verhalten zu überdenken. Um in Jesu Sinn in die Zukunft zu blicken. Er macht uns dazu Mut. Denn das Reich Gottes kommt aus der Zukunft zu uns.

Amen