Andacht vom 07. Dezember 2014

Wort zum 2. Advent, 07. Dezember 2014

Liebe Leserinnen und Leser,in den vergangenen zwei Wochen waren acht russische Studentinnen zu Besuch in Deutschland auf Einladung des „Freundeskreises Iwanowo“, der Begegnungen zwischen  Menschen aus Russland und Deutschland organisiert. Jedes Jahr um diese Zeit kommen russische Jugendliche hierher.

Die russischen Gäste lieben es, im Advent Deutschland zu besuchen. Sie mögen die Atmosphäre von Licht und Glühweinduft, die Weihnachtsmärkte, die ansteckende Vorfreude auf Weihnachten. In den Schulen freuen sie sich über Aktionen in der Adventszeit, wie das Wichteln oder den Adventskalender. Sie freuen sich über die Neugier der Kinder, wenn der Nikolaus kommt.

In Russland steht das Weihnachtsfest nicht nur vom Datum her hinter dem Neujahrsfest, sondern auch von der Wichtigkeit. Weihnachten ist ein rein religiöses Fest, das im Raum der Kirche verbleibt. Dort feiern die Gläubigen dieses Fest, aber es ist keine gesamtgesellschaftliche Feier.Mich macht es jedes Jahr wieder nachdenklich, wenn ich die russischen Jugendlichen begleite und sie mir ihre Sicht verdeutlichen, wie wir uns in Deutschland auf Weihnachten vorbereiten: Scheinbar reduziert auf Weihnachtstrubel, Essens- und Dekostände auf den Märkten, untermalt von Weihnachtsmusik. Dass immer mehr Menschen in Deutschland nicht mehr wissen, warum wir überhaupt Weihnachten feiern, steigert meine Nachdenklichkeit.

Gerne würde ich mir etwas von der russischen Tradition wünschen, die das Weihnachtsfest an den Ort zurückbringt, wo es eigentlich hingehört. An den Ort des Glaubens, wo Menschen Gott nahe sein wollen. Gerne würde ich mich wieder auf das unfassbare Wunder konzentrieren, das Gott uns erleben lässt. Gott selbst wird Mensch. Er kommt in seinem Sohn Jesus Christus. In ihm sind Liebe und Frieden keine Theorien und fromme Wünsche mehr, weil Gott sie in seinem Sohn selber vorlebt. Liebe und Frieden kommen in die Welt, und sollen als Herrschaftsmodell Gottes bleiben und gelebt werden. Und zwar von uns. Wer sonst sollte Liebe und Frieden leben, wenn nicht die, die an Jesus Christus glauben?

Wir feiern Advent. Gott kommt. Jesus lebt unter uns. Freuen wir uns auf sein Kommen. Und hoffen wir, dass Liebe und Frieden mit ihm kommen.Ich wünsche Ihnen einen schönen gesegneten 2. Advent. 

Ihr Rüdiger Schwulst, Schulpfarrer am CJD in Versmold.