Andacht vom 23. Juni 2019

Wort zum 1. Sonntag nach Trinitatis, 23. Juni 2019

Wenn die Nächte länger werden – Der Johannistag


Der 24. Juni heißt Johannistag - Geburtstag, Gedenktag Johannes des Täufers.
Jetzt, da die Sonne im Zenit steht, da die längsten Tage des Jahres sind, jetzt beginnt die Zeit der Ernte. Spargel soll man nach diesem Datum nicht mehr stechen und das Gras soll wenigstens einmal schon gemäht sein. Mit dem Johannistag – genau sechs Monate vor Weihnachten – wird an den Geburtstag des Bußpredigers und Vorläufers Jesu gedacht. In Kamelhaar gekleidet und sich von Heuschrecken ernährend – so plastisch wird Johannes im Matthäusevangelium beschrieben. Seinen Zuhörern sagt er ungeschminkt seine unbequemen Wahrheiten. Berühmtheit hat der Prophet durch seine Verwandtschaft zu Jesus Christus erlangt. Er, der Cousin ist es, von dem sich Jesus die Taufe erbittet.
Während an Weihnachten in der dunkelsten Zeit des Jahres der Einbruch des Lichts in die Dunkelheit gefeiert wird, werden die länger werdenden Nächte um den Johannistag mit einem biblischen Zitat verknüpft: "Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen“ (Joh 3,30), sagt Johannes der Täufer über Jesus. Die Aussage ist prophetisch: Kurz darauf wird Johannes von König Herodes gefangengenommen und schließlich enthauptet.
In den Bräuchen zum Johannisfest spielt das Licht eine große Rolle. Im Johannisfeuer mischt sich die christliche Johannisfeier mit der germanischen Tradition des Sonnenwendfeuers. Das Johannisfest wurde zur "Sommerweihnacht". Allerdings gab es für diesen Tag strenge Vorschriften: kein übermäßiger Alkoholgenuss, keine Prügelei, dafür ausgelassener Tanz und – früher ganz wichtig – der Sprung über das Feuer. Bewahrung vor Bösem und Krankheit, baldige Hochzeiten – all das erhoffte man sich von diesem Sprung.
Da, wo der Sommer voll da ist, nimmt er auch schon wieder ab. Mitten im Leben nimmt er sich gleichsam zurück. Am Abend aber leuchten an den Bergeshängen vor allem in den Alpenländern die Johannisfeuer – sie sollen uns Zeichen sein für das Licht des Lebens, das mit Jesus Christus in die Welt gekommen ist.


Pfarrerin Claudia Bergfeld unterrichtet am Berufskolleg Halle.