Andacht vom 25. März 2018

Andacht zum Palmsonntag, 25. März 2018

Ein Linoldruck der Konfirmanden zeigt die Allee mit Palmen und dann den Weg steil nach oben zu einem der Tore von Jerusalem.
Hinauf nach Jerusalem! Mit diesem Leitsatz hat Jesus seinen Leidensweg angekündigt. Er steht gleichsam als Überschrift über der ganzen Passionsgeschichte. Sein Weg geht in den Tod, er wird leiden und sterben. Doch am 3. Tage wird er auferstehen. Seine Jünger verstehen das nicht.
Hinauf nach Jerusalem! Das bedeutete für den Juden eines der schönsten und größten Erlebnisse.
Die Jünger sind enttäuscht. Sie können das nicht begreifen. „Sie aber begriffen nichts davon, und der Sinn der Rede war ihnen verborgen, und sie verstanden nicht, was damit gesagt war!“ so lesen wir es beim Evangelisten Lukas Kap. 18, 31ff. Bei den Emmausjüngern (Luk. 24,13ff.) heißt es: „Ihre Augen wurden gehalten, dass sie ihn nicht erkannten“.
Die Jünger sitzen gleichsam am Wege wie der Bettler, der blind ist. Auch ihre Augen müssen geöffnet werden. Geht es uns eigentlich nicht auch so? Verstehen wir, worum es in der Leidensgeschichte geht? Warum wurde Gott Mensch, warum das Leiden? Die Geschichte von dem Blinden folgt auf die Leidensankündigung. Mit einer großen Menschenmenge zieht Jesus des Weges. Der Blinde sieht nicht, aber er hört und fragt, was da los ist. Antwort: „Jesus geht vorüber“. Er beginnt laut zu rufen: „Jesus, erbarme dich meiner“. Doch die, die mit Jesus unterwegs sind, bedrohen ihn, er solle schweigen. Er aber ruft noch lauter. Ist die Menge hier im Recht? Ist es immer richtig und gut, wenn die Mehrheit beschließt? Für Jesus ist nicht der Beschluss der Menge entscheidend. Er bleibt stehen und wendet sich dem einzelnen zu mit der Frage: „Was willst du, dass ich für dich tun soll?“ Die Antwort des Blinden: „Herr, dass ich sehen kann“. Und dann heißt es: „ Sogleich wurde er sehend und folgte ihm nach und pries Gott. Und alles Volk, das es sah, lobte Gott“.
Es geht um den Einzelnen, es geht um mich. Darum kann auch meine Bitte nur lauten, dass Gott mir die Augen öffnet, dass ich sehe und verstehe. Nur dann kann das Lob über meine Lippen kommen.
Jesus bleibt nicht im Tode. Den Jüngern hatte er es damals auch gesagt, dass er am dritten Tage auferstehen wird. Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet wird. So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn dahin gab (Joh. 3,17 u. 16).
Heinrich Schütz lobt Gott mit der Motette: „Also hat Gott die Welt geliebt.“


Walter Moritz, Pfarrer im Ruhestand der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Werther