30. Juni 2013, 5.Sonntag nach Trinitatis
„Aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es“. (Epheserbrief 2,8)
Können Sie sich beschenken lassen? Einfach nur so, ohne Hintergedanken oder das Gefühl, Ihrerseits auch ein Geschenk machen zu müssen? Können Sie sich beschenken lassen und sich daran freuen, dass jemand Sie gern hat, Ihnen etwas Gutes tun möchte?
Es ist nicht einfach, sich beschenken zu lassen, weil wir allzu oft erleben, dass man doch eigentlich immer zuerst und vor allem an uns verdienen will. Selbst das verlockende Gratis-Abo der Zeitung, die Gratisprobe für den guten Wein, sie haben ihren Preis: Ihre persönlichen Daten sind begehrt, die Sie „einfach nur“ auf eine Karte schreiben und abschicken sollen. Ihre Adressangabe ist für die jeweiligen Firmen viel Geld wert – ein Gratis-Angebot mit Hintergedanken! Es ist also keineswegs selbstverständlich, beschenkt zu werden. Umso wertvoller ist es! Und in unserem zwischenmenschlichen Miteinander blitzt das auch immer wieder auf: die kleine Blume aus dem Garten, ein liebevoll gemaltes Bild, eine helfende Tat, ein aufmunternder Blick, ein Lächeln, ein gutes Wort. Das alles sind wunderbare Geschenke, Gesten, die nichts kosten, aber bestimmt nicht umsonst sind, weil sie aus dem Herzen kommen. Einfach so!
Für Paulus, der diesen Vers an die Gemeinde in Ephesus geschrieben hat, liegt gerade darin das wunderbare Geheimnis des Glaubens: Gott wendet sich uns zu – ohne aufzurechnen, ohne zu fragen, ob wir das denn auch verdient haben, ob wir überhaupt zahlungskräftig sind – das interessiert ihn nicht und ist überhaupt keine Voraussetzung für seine Liebe. Vielmehr hat er alles für uns bezahlt mit seinem Leiden und seinem Tod am Kreuz. „Sola gratia“ – gratis, allein aus Gnade, so hat Paulus die Liebe Gottes im Glauben empfangen und so verkündet er sie weiter – an Sie und mich. Und wer sich beschenken lässt, der weiß sich angenommen, so wie er ist. Und darüber wird er sich freuen mit einer Freude, die tief ins Herz fällt. Da bleibt sie nicht für sich, tiefe Freude teilt sich mit, will danken und loben und ihrerseits schenken.
Vielleicht können Sie heute oder in der kommenden Woche diese Freude auf Ihre ganz eigene Weise weitergeben: An jemanden, den Sie gern haben oder dem Sie etwas Gutes tun möchten. Es kostet nichts und wird nicht umsonst sein!
Pastorin Karin Hanke, ev.-luth. Kirchengemeinde Halle