Andacht zu Heiligabend, 24. Dezember 2018
Liebe Leserinnen und Leser, die Welt hält uns in Atem. Die Pressemeldungen überschlagen sich geradezu in den vergangenen Tagen – zwischen UN-Klimakonferenz in Kattowitz und Flüchtlingspakt; zwischen terroristischem Anschlag in Straßburg und Regelungen zur Zuwanderung.Atemlos stolpern nicht wenige von uns durch diese Zeit, die in ihrer Schnelllebigkeit kaum zu überbieten ist und uns dabei den Zugang zur Weihnachtsbotschaft offenbar schwer macht. Es fällt schwer, innezuhalten und sich nicht von der Geschäftigkeit um uns herum beeindrucken zu lassen. Doch in den Zeilen der bekannten Weihnachtsgeschichte des Lukas entdecke ich ähnliche Anzeichen. Wir erträumen uns ein Weihnachten, in dem die äußere Situation Einfluss nimmt auf unsere Stimmung. Aber gerade das findet sich nicht in den Quellen. Bei Lukas heißt es: Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe. Geschäftiges Treiben wird man hier auch voraussetzen dürfen. Da ist nichts von Ruhe und Gelassenheit. Das Kind, das gerade geboren wird, muss selbst mit seinen Eltern wenig später flüchten. Die Welt geht seit damals den üblichen Gang. Die Herrschenden üben oft genug ihre Macht aus, um andere zu unterdrücken und zu knechten. Damals – wie heute. Die Welt geht in der Tat den üblichen Gang. Nur Gott geht nicht seinen gewohnten Gang. Er nimmt in diesem Kind in der Krippe einen neuen Weg. Er fängt neu mit uns an. Und dieser Anfang könnte doch auch uns zu einem neuen Selbstverständnis führen. Jedenfalls erzählt die Bibel von solchen Begegnungen an der Krippe. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesegnetes und auch besinnliches Weihnachtsfest mit Zeiten, in denen man einmal nicht atemlos die Welt erfährt.IhrWalter Hempelmann
Superintendent des Ev. Kirchenkreises Halle und Pfarrer der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Halle