In der Ackerstraße in Versmold entdecke ich vor einem Wohnblock ein liebevoll gepflegtes Tul-penbeet. Prachtvoll blühen die Kelche in allen Farben: gefüllte gelbe neben gefiederten rosafarbenen und schlanken roten. Die Zwiebeln ruhten monatelang unerkannt in der Erde. Sie bringen ihre Pracht in herrlichem Zusammenspiel genau in dieser Zeit hervor, wo wir Augen- und Seelentrost gut gebrauchen können. Danke!Unterdessen funktionieren manche ihre Wohnzimmer zu Schneiderstuben um, um andere Farbtupfer herzustellen: In Halle nähen Frauen des Moscheevereins Atemmasken für unser Klinikum. Hier in Versmold verschenkt eine tadschikische Familie farbenfrohe Modelle an die Teams von Tafel und Kinder-Kleiderkammer. Ein junger Familienvater aus Syrien – momentan in Kurzarbeit – begann damit, Stoff zu kaufen und Masken in Menge zu nähen. Tatkräftige Versmolderinnen überlassen ihm nun mit Freude ihre „weißen Wäscheschätze“. Die fertigen Atemmasken erhalten über die Stadt auch die Kinder, die bald wieder in die Schule gehen. „Für mein Versmold tue ich das“, sagt er, „weil diese Stadt mir die Chance auf eine zweite Heimat gab, als ich als Jugendlicher vor dem Krieg fliehen musste.“ Danke!Auch wenn die meisten inzwischen in häuslicher Einsamkeit verputzten Ostereier bunt gewesen sein dürften – die Farbe Weiß prägt diese österliche Zeit seit alters her. Das Licht der Osterkerze am Ostermorgen vertreibt die Dunkelheit aus der Kirche und verbreitet ihr strahlendes Licht (selbst digital). Weiß ist die Christusfarbe – denn im weißen Licht sind alle Farben enthalten. Nur im Zu-sammenspiel aller erstrahlt es – so wie der auferstandene Christus Trost für alle sein will. Gott sei Dank!Kurz vor Ostern erlebte ich tief empfundenen Dank bei einer christlichen Familie aus Syrien: "Hier in Deutschland ist wirklich das Paradies auf Erden – wer krank ist, reich oder arm, wird behandelt, alle haben zu essen, es gibt jeden Tag Strom und fließendes Wasser… Dafür wollen wir jeden Tag danken und glücklich sein!"
Von Pfarrerin Anja Keppler, Versmold