Andacht vom 30. Dezember 2018

Wort zum 30. Dezember 2018

Schnee gemacht
„Weißt du noch?“ fragt mich meine Mutter. „Wie wir damals die Oma besucht haben? Du warst drei Jahre und immer in Bewegung. Nichts war vor dir sicher. Ständig musste man dich im Auge behalten, dass du keinen Blödsinn anstellst.“ Ich seufze, weil ich weiß, was gleicht kommt. „Weißt du noch, wie wir damals die Oma besucht haben? Wir begrüßten uns eben noch an der Tür, da warst du schon zwischen den Beinen der Erwachsenen hindurch in die Wohnung gerannt – rein in die Küche. Unter der Spüle war die Verpackung mit Scheuerpulver. Das hast Du in weniger als eine Minute in der Küche verteilt. Als wir dann in die Küche kommen, stehst du in dem weißen Pulver und sagst voller Stolz: ‚Schnee gemacht‘.“

An das Donnerwetter kann ich mich nicht erinnern, aber meine Mutter sagte, die Oma hätte gelacht.
Manchmal hat Gott etwas von meiner Mutter oder meiner Oma. Bei manchen Sachen, die ich als Erwachsener „anstelle“, sehe ich bei Gott die hochgezogenen Augenbrauen meiner Mutter, höre den vorwurfsvollen Ton ihrer Stimme, oder erwarte gleich ein Donnerwetter - vielleicht auch zu Recht. Aber da ist auch das Lachen meiner Oma. Sie lächelt das Geschehene nicht einfach weg, sondern sie sieht hinter dem Geschehenen mich, den geliebten Enkel.

Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. (Evangelium des Johannes, Kapitel 3, Vers 16)
Nicht alles, was wir in diesem Jahr gesagt und getan haben, erfüllt uns vielleicht mit Stolz. Und manches bedarf ganz sicher einer Kritik und auch Korrektur. Aber wir sind weit mehr, als das, was wir sagen oder tun. Wir sind geliebte Kinder Gottes, ‚von ganzem Herzen, aber oft noch von halbem Verstand‘ (Hanns-Dieter Hüsch). Und deswegen ist es bei aller Selbstkritik auch mal gut, sich mit den liebevollen Augen Gottes zu betrachten. Mag sein, dass man dann über sich selbst lachen kann – wie die Großmutter über ihren hyperaktiven, kleinen Enkel.

von: Pfarrer Christian Eckey, Borgholzhausen