Wort zum 18. April 2020

In einer katholischen Kirche: Der Pfarrer hat eine Gruppe von Kommunionkindern in die Kirche eingeladen, um den Gottesdienst zur Kommunion zu proben. Als am Ende der Pfarrer in die Sakristei geht, wollen die Kinder sich einen Spaß erlauben und verstecken sich in der großen Kirche. Der Pfarrer glaubt, die Kinder seien nach Hause gegangen, verlässt die Kirche und schließt ab. Zunächst freuen sich die Kinder über ihren Erfolg. Aber mit der Zeit wird es dunkel und der Kirchraum verdüstert sich mehr und mehr und sie merken, dass sie gefangen sind. Nun kriegen die Kinder Angst. Einige weinen, andere schreien. Nur ein Mädchen sitzt ruhig und gelassen in einer Kirchenbank. Manche fragen: „Hast du denn gar keine Angst?“ Das Mädchen antwortet: „Angst? Ich bin doch hier bei Gott. Was soll mir hier denn passieren?“ Schließlich öffnet sich die Kirchentür. Die Pfarrer und besorgte Eltern finden ihre Kinder. Manche Kinder sind noch in Panik. Andere finden sie in der Kirchenbank neben dem Mädchen, das in ihrem Gottvertrauen so viel Ruhe ausstrahlt. Sie sind doch bei Gott. Was soll ihnen hier denn passieren?Als wir am vergangenen Sonntag das Osterfest begangen haben, haben sich für uns die Kirchentüren nicht geöffnet. Und doch haben wir Ostern gefeiert. Und so schön es ist, mit festlichen Gottesdiensten in der Gemeinschaft zu feiern, haben manche bestimmt erkannt: Das Haus, das uns bei Gott hält, braucht kein Dach und kein Schloss. Das Haus ist der Glaube, der uns verbindet und zusammenhält. Es ist das Vertrauen auf den, der sich Ostern in der Gegenwart des Todes als der Stärkere erwiesen hat und der dem Tod die Macht genommen hat. Mit Jesus Christus auf unserer Seite können wir ruhig bleiben, auch in den Krisen des Lebens.In der gegenwärtigen Krise, die in unserer Gesellschaft so viel Trennung verursacht, hat vielleicht mancher von uns die Nähe Gott intensiver empfunden als sonst. Denn von Gott kann uns weder der Tod noch eine Krise trennen. Wie hat das Mädchen in der verschlossenen Kirche gesagt? „Ich bin doch hier bei Gott. Was soll mir hier denn passieren?“

Von Rüdiger Schwulst, Pfarrer für Religionsunterricht an den Schulen des CJD in Versmold