Andacht zum 25.September 2022

In einem bewegten Körper wohnt ein bewegter Geist

 

„Nein, nein, so geht das nicht!“ Der Ausbilder war fassungslos. Er war mit uns zukünftigen Pfarrerinnen und Pfarrern in einer Kirche. Wir sollten unsere Rolle im Gottesdienst üben. Moderation. Gebete. Predigt. „Ihr klingt wie die Pfarrerparodie von Otto Waalkes. Salbungsvoller Singsang. Wollt Ihr das etwa?“ Nein, bestimmt wollte das niemand. Es war das erste Mal in der pastoralen Rolle. Gar nicht so leicht, dabei natürlich zu bleiben.

Aber der Ausbilder kannte einige Tricks. Zuerst mussten wir uns unter einen Stapel Talare legen. Durch zehn Schichten Wolle brüllen. So, dass wir trotzdem zu verstehen waren. Danach mussten wir durch den Mittelgang rennen. Fünfmal hin und her. Dann sofort auf die Kanzel und den Anfang unserer Predigt sprechen. Das Wunder geschah: Aus weihevollen Parodiepastoren wurden natürliche Menschen, die wie im Alltag redeten. Zumindest ein bisschen.

Wer den Geist bewegen will, muss auch körperlich in Bewegung sein. Legendär ist der alte Pastor Seewald. Trotz Behinderung immer mit dem Fahrrad unterwegs. Bis an die Peckeloher Seen. Von den Geburtstagskindern wurde er dafür mit reichlich Kuchen belohnt. Aber den trainierte er sich beim Frühschwimmen im Hallenbad sofort wieder ab. Christian Stephan, laufbegeisterter Pfarrer im Versmolder Nordbezirk, kann da nur zustimmen.

Körperliche Bewegung bringt auch den Geist auf Trab. Allerdings nicht sofort. Das ist wie beim Meditieren. Da kommen die Erleuchtungen ja auch nicht während der Übung. Sondern erst hinterher – wenn überhaupt. Geistesblitze können nicht geplant werden. Genau wie alle anderen himmlischen Blitze auch nicht. Aber es hilft. Deshalb fahre ich neuerdings auch immer öfter mit dem Fahrrad nach Peckeloh. Und wenn die Konfis aus den Ortsteilen jetzt in die Innenstadt kommen, dann sind sie durch eine Radtour bestens vorbereitet.

 

Sven Keppler ist Pfarrer in Versmold