Andacht zum 15. August 2021

Wort zum 11. Sonntag nach Trinitatis, 15. August 2021

Sommergedanken

Reisen bildet. Wir Deutschen reisen gerne. Auch in Pandemiezeiten finden wir Wege, unsere Traumziele anzusteuern. 

Theoretisch, ohne die Pandemie, ist es uns möglich, jeden Punkt des Planeten zu besuchen. Ja, einige ganz Abgedrehte haben als Touristen einen Trip in die Schwerelosigkeit des Alls angetreten. Die richtige Reiseagentur macht es möglich, sogar die Antarktis oder den Mount Everest zu bereisen. 

Die Welt scheint ohne Grenzen für den, der genügend Geld hat. Mit dem Tuktuk durch Indien, mit dem Kreuzfahrtschiff über die Ozeane, Tauchen im Great Barriere Riff vor Australien, im Kanu auf dem Amazonas, wandern im Hochgebirge, Städtereisen, Urlaub am Meer. 

Wir besuchen die entlegensten Winkel der Welt.

Aber sind wir Urlauber wirklich einfach Besucher? Hinfahren, gucken, wegfahren? 

Unser Planet ist ja kein Guckkasten. Er ist unsere einzige Heimat.

Der ökologische Fußabdruck unserer Fernreisen rückt mehr und mehr in unser Blickfeld.

Reisen ist dennoch wichtig und wertvoll. Wenn wir viel von der Natur gesehen haben, wenn wir in anderen Ländern die Einwohner näher kennen gelernt haben, entwickeln wir auch ein Gefühl, Bewohner des Planeten zu sein, nicht bloß zuschauende Besucher*innen. Bewohner, die das Elend, in einem Reiseland nicht wegblenden. Bewohner, die diese Welt lieben und sich mitverantwortlich fühlen für ihr Wohlergehen.

Gute Reise, wünschen wir uns in diesen Sommerwochen. Ich wünsche uns einen guten, liebevollen Blick auf diese Erde, auf der z.Z. so viele Katastrophen gleichzeitig geschehen. Im Ahrtal kann man sehen, wie Menschen sich zum Helfen anstecken lassen. Dachdecker aus der gesamten Republik fahren ins Katastrophengebiet, um den beschädigten Häusern neue Dächer zu verpassen.

Unseren mitmenschlichen Impulsen folgen ist der Anfang einer guten Reise. Und vielleicht wird dann eine kleinere, bescheidenere Reise zu einer Reise zu mir selbst. Und dann bildet Reisen auf ganz neue Weise.

Eine gute Woche – eine gute Reise.

Elisabeth Hübler-Umemoto ist Pfarrerin in der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Versmold