Andacht vom 03. März 2019

Andacht zum Sonntag Estomihi, 03. März 2019

„Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem…“(Lukas 18,31)
„Hinauf nach Jerusalem“, das klingt wie eine Ortsangabe. Gemeint ist aber nicht ein Wegweiser zu dem Ort Jerusalem, sondern einer, der einen Weg ins Leiden ankündigt.
Gibt es das? Wege, die ins Leiden führen und die ich trotzdem gehe? Wenn das eigene Joch schmerzhaft auf den Schultern drückt, möchten wir es doch am liebsten abwerfen, um wieder frei und unbeschwert zu leben. Aber nicht immer geht das.
Das Kreuz ist eine Zumutung! Und wir wollen es – gerade als Christinnen und Christen – nicht schönreden oder gar vorschnell bejahen. Das Leiden ist schlimm – in jedem Fall! Und die, die leiden, brauchen unser Mitgefühl, unsere Sympathie und auch unsere Hilfe, seien es Menschen oder Tiere. Aber selbst wenn wir alles tun, was wir vermögen, bleibt es dabei: Es gibt kein Leben ohne Leiden, leider nicht!
Somit ist auch das wahr: Leiden muss ertragen werden – mit all seinen schmerzvollen, ungerechten, grausamen und unbegreiflichen Gesichtern. Wir müssen mit ihm umgehen, wenn wir unsere eigene Not und die unserer Weggefährten nicht übersehen wollen.
Und im Umgang mit dieser Unausweichlichkeit hilft er mir kolossal, der Blick nach oben zum Kreuz Jesu. Denn dieses Kreuz zeigt mir trotz aller meiner Fragen: Ich muss die Zumutungen des Lebens nicht alleine bewältigen, weil einer das bereits getan hat. Jesus Christus kennt die Leiden der Welt, und er ist diesen Weg allein, von allen verlassen, gegangen bis zum Ende, damit wir ihn nicht mehr alleine gehen müssen. Und genau dadurch wird er der Gott an meiner Seite, mein Trost, mein Halt, der sich mit dem Leiden auskennt wie kein Zweiter. Der es erträgt und: der es überwindet.
„Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem“ – dabei ist das Wort „wir“ für mich das schönste in diesem Vers. Mit ihm, meinem Gott, will ich meinen Weg gehen, aber auch gemeinsam mit den Leidensgefährten auf meinem Weg; wir können uns beistehen in Nöten, in Schmerz. Wir brauchen nicht wegsehen, nicht totschweigen, was uns schwer ist und auf uns lastet, sondern dürfen wissen: Christus bringt und trägt uns durch - bis Ostern!

von Karin Hanke, Pfarrerin in der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Halle-Künsebeck