27. Mai 2012 - Pfingsten
Pfingsten ist wie eine Dampfmaschine. Wie eine Dampfmaschine? Um es mit den Worten von Professor Bömmel aus der „Feuerzangenbowle†zu sagen: „Nun, wat is ne Dampfmaschin? Da stellen wir uns mal janz dumm, und sagen wir mal so: Ne Dampfmaschin, dat is ne jrosse schwarze Raum. Der hat zwei Löcher. Hinten ein Loch und vorne ein Loch. Dat eine Loch, da kommt der Dampf rein, und dat andere Loch, dat kriegen wir später.â€
Und was hat das mit Pfingsten zu tun? Nun, da stellen wir uns mal ganz dumm, und sagen wir mal so: Pfingsten, das ist ein großer schwarzer Raum. Und der hat zwei Löcher. Das eine Loch ist ein Fenster, da kommt der Heilige Geist rein und das andere Loch ist die Tür zur Welt. Die Bibel berichtet, dass sich die Jünger nach der Himmelfahrt Jesu in einem Raum in Jerusalem aufhielten. Sie waren zusammen und warteten darauf, den Heiligen Geist zu empfangen, so wie Jesus es ihnen zugesagt hatte.
Vermutlich fürchteten sich die Jünger in dieser Wartezeit vor Verfolgung, Gefangennahme und Tod. In diesem Erleben wurde ihnen der Raum dunkel und schwarz. Sie schotteten sich ab. Doch dann kommt Bewegung in den Raum, kommt der Heilige Geist wie ein „gewaltiger Wind†und ergriff die Apostel. Um im Bild von Professor Bömmel zu bleiben: Da kam Dampf rein in den dunklen Raum.
Petrus und die Apostel waren wie ausgewechselt. Nicht mehr starr und wartend, sondern wie unter Dampf gingen sie nun durch die Tür nach draußen in die Welt und berichteten von ihren Erfahrungen mit Jesus Christus. Erzählten von ihrer neuen Beziehung zu Gott. Und das in vielen anderen Sprachen. Weil sie Menschen in ihrer Sprache direkt ansprechen konnten, setzte ihre Begeisterung andere in Bewegung und schuf den Beginn der christlichen Kirche. Eine Bewegung, die bis heute anhält, weil Gottes Heiliger Geist immer wieder neuen Dampf in die Christenheit bringt. Dabei fällt uns die Rolle der Jünger von damals zu. Nämlich zu erzählen in den Sprachen unserer Zeit von der Gegenwart Gottes, der so nahe ist und uns versteht.
Am kommenden Montag werden wir in der katholischen Lucia-Kirche in Harsewinkel einen Gottesdienst aller Sprachen feiern, bei dem – wie zu Pfingsten vor 2000 Jahren – die Sprachen der Menschen am Ort gesprochen werden. Ein vielsprachiger Gottesdienst, bei dem die von Gott initiierte Bewegung erlebbar werden kann, auch wenn wir je andere konfessionelle Dialekt sprechen. So bleibt Dampf im Raum, um nicht zu erstarren, sondern mit den Menschen in Bewegung zu bleiben.
von Jörg Eulenstein, Pfarrer in der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Harsewinkel