Andacht zum 15. Februar 2015

15. Februar 2015 - Estomihi

Die Seelsorgerin Matroschka

Kennen Sie Matroschkas?

Schon als kleines Kind liebte ich diese russischen Holzpuppen. Sie sind nicht nur wunderschön bunt bemalt, sie haben auch etwas Besonderes: Man kann sie in der Mitte öffnen und ihr „Bauch“ offenbart eine ebensolch bunte, etwas kleinere Puppe, die man wiederum öffnen kann. Das wiederholt sich, bis schließlich sechs oder sieben immer kleiner werdende Matroschkas in einer Runde stehen. Schachtelt man sie dann wieder ineinander, hat man am Ende wieder die eine mit „reichem“ Innenleben – ein Hinweis für ihre Bedeutung als Mutter und Symbol der Fruchtbarkeit. Wie liebte ich dieses Spiel, mit dem man Kinder auch heute noch begeistern kann.

Ich mag meine Matroschka sehr. Ich liebe das Geheimnis, das sie in sich trägt. Sie bringt nach und nach etwas von ihrem Inneren ans Licht, offenbart Unerwartetes und noch etwas und noch etwas – spannender geht es kaum.
In der Begegnung mit Menschen darf ich das auch erleben. Da steht jemand vor mir und erlaubt mir einen kleinen Blick in sein Inneres, in seine Seele und manchmal auch etwas mehr – und ich weiß das Vertrauen zu schätzen! Wie spannend sind Lebensgeschichten! So kann ich Menschen kennen- und verstehen lernen!

„In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis“ (Kolosser 2,3) – Ich staune immer wieder darüber, wie viele Möglichkeiten Gott in den Menschen hineingelegt hat, wie reich ein jeder Mensch ist; vieles davon ist verborgen vor unseren Augen und mit manchem vermögen wir gar nicht recht umzugehen.

Erfüllt ist die Begegnung dann, wenn es uns gemeinsam gelingt, die einzelnen Teile wieder – und neu!

usammenzusetzten und zu erkennen: Das bin ich, mit all dem, was in mir steckt! So bin ich geworden durch das, was ich getan und gelassen, erfahren und erlebt habe – und mit all dem bin ich noch nicht fertig – ich berge einen Schatz in mir!

Es gibt immer noch etwas zu entdecken –  meine Matroschka lehrt mich das und dafür mag ich sie so!

Von Karin Hanke, Pastorin in der Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Halle