10. März2013 - Lätare
Italienische Ermutigung
In der vorletzten Woche war ich mit meinem Vikariatskurs in Italien. Zum Zeitpunkt unserer Kursfahrt nach Florenz war weder von italienischen Clowns noch von Italiens Wahlergebnis die Rede. So waren es weniger die politischen als die kirchlichen Verhältnisse Italiens, die unsere Reise prägten.
Besonders beeindruckt war ich von den Begegnungen mit einer kleinen evangelischen Gemeinde. Der Pastor berichtete, wie sich kirchliches Leben in einer absoluten Minderheitensituation gestaltet. Er erzählte vom Konfirmandenunterricht mit zwei Konfirmanden, dem geringen Gottesdienstbesuch von zumeist nicht italienischen Gemeindegliedern, von der kleinen Zahl der Gemeindeglieder, die über einen sehr weiten Raum verteilt leben und von der geringen öffentlichen Beachtung. Er meinte, die wenigsten Bürger würden überhaupt wissen, dass es in ihrer Stadt eine evangelische Gemeinde gibt. Wenn ihm jemand auf der Straße sagen könnte, was die evangelische Kirche ausmacht und wofür sie steht, würde ihn das mehr als überraschen.
Umso überraschter war ich, als wir mit einigen Gemeindegliedern ins Gespräch kamen. Selten habe ich ein so ausgeprägtes Bewusstsein für die eigene christliche Identität erlebt. Ganz selbstverständlich wussten sie über ihre eigene Geschichte Bescheid. Sie waren auskunftfähig über ihren Glauben und man hat ihnen abgespürt, wie wichtig ihnen dieser ist.Auch wenn diese Gemeinde sehr klein ist und sich als Minderheit wahrnimmt, so nehme ich doch von ihr mit, welche Ausstrahlung es hat, zu seinem Glauben zu stehen, auch wenn Viele im Umfeld etwas anderes sagen.
Im ersten Petrusbrief (3, 15) heißt es: „Seid immer bereit, Rede und Antwort zu stehen, wenn jemand fragt, warum ihr so von Hoffnung erfüllt seid.“ Mein Italienbesuch hat mich genau dazu ermutigt - mir meiner Hoffnung und meines Glaubens an Jesus neu bewusst zu werden und damit nicht hinter dem Berg zu halten. Das hat Anziehungskraft!
Von Tim Henselmeyer, Vikar in Halle