Andacht zum 23. August 2020

Ströme lebendigen Wassers

Neulich beim Frühschwimmen sagte mir eine Frau: „Wie können wir doch dankbar sein, dass wir noch das Freibad hier in Werther haben.“ Ich dachte an Borgholzhausen, wo der Wassermangel zur Schließung des Freibades führte. Wie sehr sich die Zeiten doch ändern. Noch vor einigen Jahren regnete es mir am Teutoburger Wald viel zu viel. Inzwischen bekommen die Wälder, Felder und Gärten viel zu wenig von dem kostbaren Nass und in Halle wird hart diskutiert, ob die Erweiterung der Firma Storck nicht mit zu viel Wasserverbrauch einhergeht. Das was zunächst wie ein nicht weiter zu beachtendes selbstverständliches – manchmal sogar störendes - Gut erschien, wird auf einmal kostbar. Sagten wir früher zu einen sonnigen trockenen Tag: Was für ein gutes Wetter, sehnen wir uns heute nach einem richtig schönen langen Landregen. 

In der Bibel wird das Bild des Wassers häufig gebraucht, denn ihren Autoren war Wassermangel vertraut. So sagt Jesus im Johannesevangelium: Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.

Wasser ist hier ein Bild für den Geist Gottes, der uns lebendig macht. Eine wunderbare Erfrischung wird uns verheißen, die uns sogar Lebendigkeit nach dem Tod verspricht. Diese Gabe ist umsonst, wir können sie im Glauben empfangen. Ich habe das Gefühl, dass der christliche Glaube wie das Wasser damals zu so einer nebensächlichen unbeachteten und für manche sogar störenden Selbstverständlichkeit geworden ist, dass es uns oft nicht mehr bewusst ist, wie kostbar, wichtig und lebenserhaltend Gottes Geist ist. Ein gutes Gegenmittel dagegen ist, dankbar zu sein für Gottes Gabe, wie die Frühschwimmerin fürs Freibad. Tauchen wir ein in die kostbaren Gaben des Glaubens, sei es in den Gottesdienst, ins Gebet, in die Bibel oder in andere Formen des Glaubens, damit sie nicht versiegen. 

von Silke Beier, Gemeindepfarrerin in Werther