Wort zum 05. Mai 2020

Neun Wochen ist es her, dass wir in unseren Kirchen letztmals den sonntäglichen Gottesdienst gefeiert haben. Am kommenden Sonntag geht es wieder los. Die Glocken der Kirchen werden uns zum Gottesdienst einladen, wie wir es eigentlich gewöhnt sind. Doch in Pandemiezeiten werden wir uns an einige Einschränkungen gewöhnen müssen. Der Sicherheitsabstand schafft räumliche Distanz. Kein Händeschütteln. Eine begrenzte Platzzahl. Der Mundschutz ist für viele noch ungewohnt. Eine besondere Choreographie beim Rein- und Rausgehen. Kein Abendmahl. Kein Gesang, weder von der Gemeinde noch von Chören, was an dem kommenden Sonntag Kantate (Singet dem Herrn ein neues Lied) absurd erscheint. Viele werden diese Vorkehrungen als gewöhnungsbedürftig, ja befremdlich empfinden.

Doch wollen wir uns freuen auf das, was uns im Gottesdienst vertraut ist und was wir liebgewonnen haben. Die bekannten Gesichter und das freundliche „Guten Morgen“, wenn auch nur auf Zuruf. Der Kirchraum, der bei den meisten von uns Heimatgefühl vermittelt. Der wohltuende Klang der Orgel, auch wenn wir in die Lieder nicht einstimmen können. Und vor allem das Trost und Kraft spendende Wort Gottes.

So mancher von uns wird wohl nach der langen Pandemiepause den gemeinschaftlichen Gottesdienst viel bewusster und intensiver begehen als in der Zeit vorher. Und wir können neu spüren, was uns gesagt ist mit dem Wochenspruch dieser Woche aus dem 2. Korintherbrief: „Ist jemand in Christus, so ist er ein neues Geschöpf; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ Ja, wir gehören zu Jesus Christus, getauft, gesegnet, geliebt und zum Glauben berufen. Jesus Christus spricht zu jedem von uns in den Freuden, den Problemen, den Ängsten, den Veränderungen. Jesus schafft uns neu durch seinen Geist, der in jeder Situation Wege zum Leben weist. Jesus lädt uns mit  seinem Evangelium ein in die Gemeinschaft mit ihm, die wir ab dem kommenden Sonntag wieder feiern wollen und werden.

Kommen wir zusammen und hören wir die alte Botschaft, die Jesus am Sonntag wieder ganz neu an uns richtet.

Von Rüdiger Schwulst, Pfarrer für Religionsunterricht an den Schulen des CJD in Versmold