Andacht zum Epiphaniastag - 06. Januar 2019
Bewährung im Alltag
Nun haben wir es wieder geschafft. Spätestens an diesem Wochenende werden die Weihnachtsbäume aus den Häusern geworfen und der Rest der Weihnachtsdeko eingelagert. Die Plätzchen sind schon lange gegessen. In den Läden wird der Platz seit zwei Wochen für anderes gebraucht, zunächst für das Feuerwerk und nun für alles rund um „Gute Vorsätze für das neue Jahr“.
Nun ist Weihnachten vorbei. Und viele sagen: „Endlich. Gott sei Dank“. Aber Moment mal: „Gott sei Dank ist Weihnachten vorbei?“ – nein, das kann nicht sein. Gott kommt als Mensch auf die Welt, damit wir uns darüber freuen, und 14 Tage später froh sind, dass es endlich vorbei ist? Nein, da stimmt etwas nicht!
Die Frohe Botschaft, dass Gott Mensch wird, um uns in allem, was unser Leben ausmacht, ganz nah zu sein, diese Botschaft hat die Welt verändert, nicht für zwei Feiertage, nicht für 14 Tage, bis der Alltag uns wiederhat; diese Botschaft hat die Welt für immer verändert. Weihnachten setzt sich fort, und zwar an 365 Tagen in jedem Jahr. Das ist wie bei einer Hochzeit: Das, was die Ehe ausmacht, bewährt sich nicht in einem perfekten Trau-Event, sondern im Alltag. So auch Weihnachten: Es bewährt sich weder im perfekten Fest noch in den Geschenken. Weihnachten bewährt sich im Alltag.
Wenn wir vom Fest der Familie und dem Fest der Liebe sprechen, dann spüren wir etwas von dem, was Jesus in unser Leben bringen will: Achtsamkeit und Nächstenliebe, aber auch das Vertrauen, dass Gott es gut mit uns meint und dass ein Leben in der Nachfolge Jesu uns heil macht. Wenn all das mit dem 6. Januar zusammen mit dem Weihnachtsbaum aus unseren Häusern und Herzen geworfen wird, wenn wir „Gott sei Dank – Weihnachten ist vorbei“ sagen, dann hat sich Weihnachten nicht bewährt.
Denn im Prinzip geht es doch jetzt erst richtig los. Die Weihnachtsfreude will mit in den Alltag genommen werden. Die Botschaft „Gott kommt auf die Erde“ setzt sich an jedem neuen Tag fort und trägt uns durch alles, was das Leben für uns bereithält – auch über den 6. Januar hinaus.
von Susanne Absolon, Pfarrerin in Versmold