Andacht zum 23. März 2014

23. März 2014 - Sonntag Okuli

Der Herr ging vorüber,
und ein starker Wind,
der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach,
ging vor dem Herrn her,
aber der Herr war nicht im Sturmwind.
Der Herr ging vorüber, und die Erde erbebte
und das Meer erbrauste,
aber der Herr war nicht im Erdbeben.
Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer,
aber der Herr war nicht im Feuer.
Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sausen.
Und in dem Säuseln nahte sich der Herr.
        (Felix Mendelssohn-Bartholdy, Elias)

Wenn mich ein biblisches Oratorium begeistert, dann ist es der "Elias", vor allem der Chorgesang, der die Begegnung Elias mit Gott in der Wüste besingt.

Voraus geht eine beispiellose Auseinandersetzung Elias mit dem König Ahab, dem er Götzendienst an fremden Göttern vorwirft. Es kommt zu einem Duell zwischen Elia und den Priestern der anderen Götter, die am Ende verlieren und getötet werden.

Hinter diesem Kampf steht der immer wieder auftauchende Wunsch, Gott möge seine Macht beweisen und das Böse vernichten. Ein Wunsch, der sich immer wieder durch die Bibel zieht, bis in die Passionsgeschichte Jesu hinein.

Ein Wunsch, den ich gut verstehen kann, gerade angesichts der Kriege in Syrien, den Auseinandersetzungen in der Ukraine, und vielen anderen Orten des Leids in unserer Welt. Ich wünsche mir dann auch oft, Gott möge endlich eingreifen und dem Leid ein Ende setzen.

Der Predigttext für den Sonntag Okuli lenkt unseren Blick darauf, dass Gott seine ganz eigenen Wege geht, um uns zu begegnen. Bei Elia erfahren wir, dass das Getöse kein Ort der Nähe und die Stille kein Ort der Gottesferne sein muss. Im Gegenteil: gerade in der Wüste begegnet ihm Gott in der Tiefe seiner Existenz.

Vielleicht kann die Passionszeit eine Zeit sein, in der wir erfahren, dass Gott nicht der Erfüllungsgehilfe unserer Wünsche ist, uns aber auf seine ganz eigene, manchmal schwer zugängliche Weise begegnet, um uns zurück ins Leben zu führen. Das beendet nicht die Kriege in der Welt, gibt uns aber - wie dem Elia - die Kraft, uns nicht mit der Welt, so wie sie ist, abzufinden.

von Martin Liebschwager, Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Harsewinkel