Andacht zum 31. Januar 2021

Wort zum letzten Sonntag nach Epiphanias, den 31.01.2021

Liebe Leserin, lieber Leser,

in diesem Jahr ist der 31. Januar der letzte Sonntag nach Epiphanias. Damit endet nun der Weihnachtsfestkreis des Kirchenjahres. Der letzte Weihnachtsschmuck wird aus den Stuben und von den Fenstern entfernt. Es wird ein wenig dunkler in der Welt. Vielleicht entsteht bei der einen oder dem anderen so etwas wie ein ‚Winter-Blues‘. Wenn auch viele Menschen gerade die wenigen hellen Stunden der Tage nutzen, um z. B. oben im Teutoburger Wald spazieren zu gehen, so fehlt doch in dieser Zeit die Möglichkeit, in ein Lokal einzukehren und sich dort mit einem heißen Tee aufzuwärmen sowie Gaumen und Seele mit einem Stück Kuchen eine Freude zu machen. Das klingt traurig.

Dieser Tage, da ich diese Zeilen schreibe, bin ich auch damit beschäftigt, den Gottesdienst für diesen Sonntag vorzubereiten. Seit fast 100 Jahren ist in der evangelischen Kirche jedem Sonntag ein Wochenspruch zugeordnet, seit 1999 fester Bestandteil der Gottesdienstgestaltung. Die Wochensprüche nehmen nicht Rücksicht auf menschliche Befindlichkeiten, sondern bringen ein Stück der frohen Botschaft Gottes in die Welt. Der Wochenspruch am Ende der weihnachtlichen Festzeit holt noch einmal tief Luft und ruft uns laut in Erinnerung: „Über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.“ (Jes 60,2b)

Ich stelle mir vor, dass es dann um mich herum hell und warm wird, wenn Gott und seine Herrlichkeit über mir aufgehen und erscheinen. Nicht grell, sondern sanft, kein Schmerz in den Augen. Die Schatten, die ich im Leben werfe, werden kleiner. Meine Unzulänglichkeiten, meine Fehler, mein Versagen wird kleiner. All das spielt vor Gott kaum noch eine Rolle. Meine Schatten bleiben da. Gott nimmt sie auch wahr. Doch er nagelt mich nicht darauf fest. In seiner Herrlichkeit erscheine ich – vor ihm und vor mir selbst – als sein geliebtes Kind. Das Licht seiner Herrlichkeit strahlt auf mich und in mir. Und es überstrahlt meinen Blues.

Herzlichst, Ihr Björn Knemeyer, Vikar in der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Werther