Wort zum Sonntag Invokavit, 01. März 2020
Passion und neues Leben
Woran liegt es? Wie kann man es erklären, dass innerhalb von nur einer Woche in Hessen zwei so unfassbare Verbrechen geschehen sind? Dass Menschen in Hanau und Volkmarsen zahllose andere Menschen in Tod, Schmerz und Elend gestürzt haben? Was ist los in unserem Land?
Bedauerlicherweise breitet sich offenbar ein Klima aus, in dem sich für viele Menschen Unzufriedenheit und Enttäuschung in Wut und Hass verwandelt haben. Dieses „giftige“ Klima beschreibt eine Luft, die offenkundig nicht nur die beiden Täter von Hanau und Volkmarsen atmen, sondern die präsent ist in unserem Land.
Am vergangenen Mittwoch, dem Aschermittwoch, hat die Passionszeit begonnen. Christen und Christinnen blicken in dieser Zeit besonders auf das Leiden Jesu und wollen damit auch das Leiden in der Gegenwart schärfer in den Blick und sich zu Herzen nehmen. Jesus ist den Weg ins Leiden gegangen, um uns aus den zerstörerischen Fängen von Hass und Verzweiflung, von Not und Verblendung zu befreien. Er hat uns vorgelebt, wie durch Zuwendung zu den Menschen ein gedeihliches Miteinander möglich ist. Die Hinwendung zu Jesus Christus gibt Mut, Orientierung und auch die Kraft, um einen eigenen und einander zugewandten Weg zu finden und zu gehen.
Immer mehr Menschen begehen die Passionszeit auch als Fastenzeit. Fasten bedeutet in seinem Kern Verzicht. Und das bezieht sich keineswegs nur auf Süßes oder Alkohol, sondern kann auch einen Verzicht auf Empörung, auf leichtfertiges Reden und lieblose Einstellungen beinhalten. Die Passionszeit bereitet Menschen auf Ostern und das damit verbundene neue Leben vor. Dieses neue Leben, von Gott geschenkt, brauchen wir so nötig wie die klare Luft zum Atmen.
Ihre Pastorin Karin Hanke
Karin Hanke ist Pfarrerin in der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Halle