Wort zum 16. April 2020

Losung für den Tag: Wir haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, damit wir wissen, was uns von Gott geschenkt ist.
1.Korinther 2,12


Liebe Gemeinde,
Ostersonntag, zum ersten Mal in der Zeit der Pandemie haben wir die Dorfkirche zum stillen Gebet geöffnet. Vier Stationen sollen die Besucher und Besucherinnen in das Ostergeschehen mitnehmen. Der gedeckte Tisch mit Brot und Kelch, das Kreuz mit der Dornenkrone, eine Schale mit Weizenkörnern und schon grünem Weizen, das offene Grab und im Hintergrund die drei Kreuze. Im Ostergruß hatte ich angekündigt, dass ich am Sonntag die Osterkerze feierlich entzünde. Ich singe „Christ ist erstanden, von der Marter alle; des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis“. Die Melodie bleibt mir im Halse stecken – sicher, weil ich jetzt schon so lange keine Lieder mehr gesungen habe – aber auch, weil mir in diesem Moment die leere Kirche so richtig bewusst wird. Wie unglaublich gerne hätte ich mit der Gemeinde – unterstützt von der Orgel – die frohe Botschaft von der Auferstehung Christi laut in die Welt hinein gesungen. Nun, es geht nicht. Also singe ich stellvertretend für meine Gemeinde.

Eine Frau aus der Gemeinde hat sich, mit drei ihrer vier Kinder, auf den Weg in die Kirche gemacht. Sie hat von dem Osterlicht im Ostergruß gelesen. Nun kommt sie mit ihren Kindern, ein Windlicht in der Hand, in die Stille der Dorfkirche – hört den Gesang – und stimmt mit ein. Ich bin nicht mehr allein, ich feiere Ostern nicht allein. Wir beten zusammen und schließlich holt die Familie das Licht der Osterkerze und nimmt ein Tütchen mit Weizenkörnern. Ostern wird wachsen. Und wahrscheinlich wird die Familie das Licht auch zu den Nachbarn weitergetragen und damit die frohe Botschaft verkündet haben.

Ja, es ist nicht der Geist der Welt, der, der uns im Moment Sorgen bereitet und uns Angst macht, den wir empfangen werden, sondern es ist Gottes Geist. Der der uns in aller Bedrängnis tröstet, der uns die Kraft gibt, durchzuhalten und nicht zu verzagen, der alle unsere Traurigkeit kennt und sie selbst für uns überwunden hat.
Dieser Moment in der Dorfkirche – mit der Familie im Gebet vereint, die strahlenden Augen der Kinder beim Anzünden der Osterkerze – hat mir deutlich gemacht, wie reich Gott uns beschenkt hat.

Ich wünsche Ihnen, dass der Geist Gottes Sie berührt – er ist Ihnen geschenkt, damit Sie zuversichtlich in die Zukunft gehen können!

Ihre
Birgit Gillmann, Pfarrerin in Bockhorst