Wort zum 06. Mai 2020

Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.   (2. Kor. 5,17)

„Je älter ist werde, desto ähnlicher werde ich meiner Mutter“, sagte neulich eine Frau zu mir. „Und dabei wollte ich immer alles ganz anders machen als sie“, fügte sie hinzu. Sind wir „festgelegter“ als wir glauben und als es uns lieb ist? Und ist das genetisch bedingt oder durch frühkindliche Prägung in uns hineingelegt?

Der Wochenspruch sprengt dieses Denken fundamental. Wenn ich das Wort „Siehe“ höre oder lese, dann merke ich immer gleich auf, denn dann kommt etwas ganz Wichtiges. Nun lese ich: In Christus sind wir ganz neue Kreaturen, neu Geschaffene,  das Alte ist vergangen. Seit Ostern, seit Jesus auferstanden ist von den Toten, ist das so.

Das Alte, das ist unser gewohntes, liebgewordenes Denk- und Verstehens-Schema: Oben ist oben und unten ist unten, Schuld ist Schuld und muss gesühnt werden und der Tod ist der Tod und das Ende.
Das Neue, das geschieht, ist unbegreiflich und unfassbar: oben kommt nach unten und unten nach oben, die Schuld ist gesühnt, wir sind versöhnt und dürfen als Versöhnte leben und der Tod ist nicht mehr das Ende unserer Existenz. Siehe!

Egal, ob wir mit zunehmendem Alter unseren Eltern immer ähnlicher werden, egal, ob wir meinen, wir können nicht aus unserer Haut: Gott hat mit der Auferweckung Jesu von den Toten nicht nur einen Stein vom Grab gerollt, sondern er will genau damit den Stein unseres alten Lebens neu ins Rollen bringen. Wie ein Stein , der ins Wasser fällt und von dort aus weite Kreise zieht. So soll die österliche Freudenbotschaft in dein Herz und in deine Seele fallen und sich von dort aus Bahn brechen. Was ganz  im Inneren beginnt, was erst uns selbst durchzieht, das wirkt hinein oder hinaus auf alle unsere Lebensbezüge.

Und wir dürfen erleben,  dass wir wohl nicht wieder jung werden, aber dennoch neugeboren sind. Wir dürfen befreit leben und hoffen im Hier und Heute und über unsere Zeit hinaus. Das gilt auch jetzt in der „Corona-Zeit“. Deshalb und trotz allem, was uns gefangen halten will: Wir stimmen schon das neue Lied an!

Von Karin Hanke, Pfarrerin der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Halle