Partnerschaften

Partnerschaft Kreuz und Quer

Verbindung zwischen dem Kirchenkreis Halle und Misiones besteht seit 30 Jahren

Regelmäßig reisen Menschen aus dem Kirchenkreis Halle nach Argentinien, oder Besucher von der Evangelischen Kirche am La Plata kommen nach Deutschland. Mit deren Kirchenkreis Misiones, im Nordosten Argentiniens gelegen, ist der Evangelische Kirchenkreis Halle 1993 eine offizielle Partnerschaft eingegangen. Gestalt gewinnt sie seither vor allem vermittels persönlicher Kontakte, die durch gegenseitige Besuche und Austauschprogramme geknüpft und vertieft werden. Solche Begegnungen zeigen seit 30 Jahren, dass partnerschaftliches Geben und Empfangen selbst dort möglich und für beide Seiten ein unschätzbarer Gewinn ist, wo die materiellen Voraussetzungen sich überhaupt nicht miteinander vergleichen lassen. 

Gerade dies möchten die Gemeinden im Evangelischen Kirchenkreis Halle nun wieder mit einem Partnerschaftsgottesdienst feiern. In den jährlichen Partnerschaftsgottesdiensten in den Gemeinden des Evangelischen Kirchenkreises Halles und dem Distrikt Misiones werden die Sorgen und Nöte des Partnerkirchenkreises nähergebracht.

Dieses Jahr geht es im vom Partnerschaftskreis erarbeiteten Gottesdienst um ein besonderes Objekt: ein großes Holzkreuz, das von einer Delegation aus Argentinien einst im Flugzeug mitgenommen und überreicht wurde.  Das Kreuz, das sonst den Sitzungssaal des Hauses des Kirchenkreises schmückt, ist nun Namensgeber für den Gottesdienst „Partnerschaft – kreuz und quer“. In einer Partnerschaft geht es um die Frage, wie Menschen miteinander umgehen und sich gegenseitig unterstützen, Freude miteinander teilen, Herausforderungen gemeinsam meistern und Nackenschläge überwinden. In einer Partnerschaft von Institutionen ist das genauso. „Und in einer Partnerschaft von Institutionen benötigt man bei allen inhaltlichen Fragen, die man miteinander diskutiert auch Gesichter von Menschen, die diesen Bemühungen Ausdruck verleihen. Und wir brauchen Symbole, die für diese Partnerschaft stehen“, sagt Pfarrer Langejürgen. Für die Menschen im Kirchenkreis Halle, die sich seit Jahren für die Partnerschaft mit dem District Misiones einsetzen, ist das Holzkreuz aus Misiones, das sie bei ihrer ersten Partnerschaftsreise bekommen haben, so ein Symbol.

Die Menschen, die diese Partnerschaft prägen, sind im von Bernd Langejürgen entworfenen Gottesdienst selbst zu hören: in Videobotschaften aus den beiden Partnerkreisen, in denen über Erlebnisse aus 30 Jahren Partnerschaft, aber auch über deren Bedeutung erzählt wird. 

Die ersten Partnerschaftsgottesdienste finden statt in Halle am 17.09.2023 um 10 Uhr im Gemeindehaus Künsebeck mit Pfarrer Bernd Langejürgen (im Anschluss gibt es südamerikanische Spezialitäten zu Probieren), in Steinhagen am 29.10.2023 um 9.30 Uhr im Johannes-Busch-Haus mit Pfarrerin Dagmar Schröder und am 29.10.2023 um 10 Uhr in der Petri-Kirche in Versmold mit Pfarrerin Anja Keppler. Weitere Termine folgen.

Gruß vom Freiwilligendienst

Nataly Brugger ist in Versmold zu Gast

Mein Name ist Nataly Brugger und ich bin 20 Jahre alt, es ist mein erster Aufenthalt in Deutschland, also bin ich sehr aufgeregt. Es war ein langer Weg bis hierher, angefangen von meiner Heimatstadt „Jardín América“ Misiones, Argentinien. Ich wurde immer von meiner Familie und meinen Freunden begleitet, sodass ich mich vom ersten Moment an sicher fühlte, diese große Herausforderung anzunehmen.

Vor meiner Ankunft in Deutschland habe ich einen Hochschulabschluss in Zollabfertigung gemacht und möchte später internationalen Handel studieren, weil ich den Austausch der Kulturen sehr schätze und das einer der Gründe ist, warum ich hier bin.

Außerdem beschäftige ich mich seit meiner Kindheit mit Menschen unterschiedlichen Alters in der Sozialarbeit, da meine Mutter Erwachsenenpädagogin ist und mir diese Art der Arbeit daher vertraut ist.

Wie bin ich auf dieses Ehrenamt aufmerksam geworden?

 

Nun, eine meiner besten Freundinnen, Yohane Kopp, hatte ähnliche Ziele wie ich und erzählte mir, dass sie sich 2020 freiwillig für dasselbe Projekt gemeldet hat. Ich habe durch die Freizeiten noch mehr über das Freiwilligen Konzept erfahren, indem ich zuhörte, wie frühere Freiwillige ihre Geschichten erzählten, und ich fand es unglaublich.


Warum habe ich mich entschieden habe an diesem Freiwilligendienst teilzunehmen?

Wie ich bereits erwähnt habe, ist der kulturelle Austausch für mich sehr bereichernd, deshalb ist es eines meiner Hauptziele, jeden Tag neue Erfahrungen aufzusaugen, ich meine, dass ich das tägliche Leben einer anderen Kultur erleben und von ihnen lernen möchte. Ich interessiere mich auch für die Art und Weise, mit anderen zusammenzuarbeiten und wie sie interagieren. Ich bin mir sicher, dass ich als eine andere Person zurückkommen werde, aber ich hoffe, dass ich an meinen Prinzipien festhalten und Fakten überprüfen kann, die ich für selbstverständlich gehalten habe, damit ich mich verbessern und zurückgeben und teilen kann, was ich gelernt habe.

 

Das Projekt

 

Meine Gastorganisation hier in Deutschland ist die EkvW (Westfälische Evangelische Kirche). Mein Job ist im Kindergarten Gartenstraße, wo ich in der Eichhörnchengruppe bin. Meine Kolleginnen haben mich vom ersten Tag an mit Wärme und Freundlichkeit empfangen, wofür ich allen Erzieherinnen, mit denen ich zusammenarbeite, sehr dankbar bin.

 

Herausforderungen

 

Im Gegensatz zu den anderen Freiwilligen hatte ich keine Angst, mit Bahn oder Bus zu reisen, und ich war aufgeregt, mich zum ersten Mal in Deutschland zu verlaufen. Meine größte Herausforderung ist also die Sprache, ich kann mich verständlich machen, aber manchmal möchte ich wirklich reden und kann mich nicht so ausdrücken, wie ich möchte. Ein Beispiel ist, wenn sie mich nach Argentinien fragen, möchte ich es ihnen wirklich erklären und erzählen. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich nach und nach meinen Wortschatz aufbauen und in der Lage sein werde, frei zu sprechen.

 

Erkenntlichkeit

 

Ich danke Erica Arning, meiner Mentorin, von ganzem Herzen, die  mich mit einer Umarmung begrüßte, und ab da meine tägliche Anlaufstelle war. Sie bringt mir immer neue Dinge bei.

Auch den Kindergärtnerinnen möchte ich für ihre Freundlichkeit und Geduld danken.

Und danke an die Gemeinde, die immer fragt, ob es mir gut geht und mir helfen möchte.

Vielen Dank, dass Sie mir diesen Raum gegeben haben, um ein wenig über mich zu erzählen.

 

Herzliche Grüße

Nataly

Gruß vom Freiwilligendienst

Unsere Freiwillige Brenda Melgarejo stellt sich in diesem Gastbeitrag selbst einmal vor:

Hallo,

ich bin Brenda Melgarejo, ich bin 20 Jahre alt und ich komme aus Ruiz de Montoya, Misiones , Argentinien. Zurzeit mache ich eine Freiwilliges Soziales Jahr in Versmold, Deutschland .

Meine Leben in Argentinien

In Argentinien habe ich das Gymnasium abgeschlossen und in der Jugendgruppe der Kirche mitgemacht, so habe ich von dem Freiwilligenprogramm erfahren. Ich wollte mit Kindern arbeiten, da ich auch in unserer Gemeinde mit Kindern gearbeitet habe.

Das Projekt

Meine Gastorganisation hier in Deutschland ist die EkvW (Evangelisch Kirche von Westfalen). Meine Arbeit ist im Kindergarten Gartenstraße, dort bin ich in der Eichhörnchengruppe. Zu der Gruppe gehören 23 Kinder zwischen 3 und 6 Jahren. Ich habe 2 Kolleginnen, die ausgebildete Erzieherinnen sind. Es gibt 3 weitere Gruppen. Insgesamt gibt es im ganzen Kindergarten 65 Kinder.

Meine Aufgaben bestehen darin, dreimal die Woche beim Frühstück zu helfen und jeden Tag nachzusehen, ob alle Kinder gefrühstückt haben. Ich muss auch helfen, Ordnung und Sauberkeit in der Gruppe zu erhalten, zum Beispiel durch fegen, Spielzeuge ordnen oder den Müll rausbringen.

Herausforderungen

Meine erste große Herausforderung war, alleine mit Ayelen nach Lüdenscheid zu reisen, da dort unser erstes Seminar war. Um dorthin zu gelangen, mussten wir einen Zug und zwei Busse nehmen, ohne Deutsch zu können oder überhaupt zu wissen, wie die Bahnhöfe oder Busse funktionieren. Zum Glück hat alles super geklappt und wir haben unser Ziel erreicht.

Sprache ist eine Herausforderung, sie ist wichtig, um Freundschaften zu bekommen, da Kommunikation ein wesentlicher Bestandteil ist, wenn man jemanden kennenlernt. Aber glücklicherweise kann man Freundschaften knüpfen.

Gruß vom Freiwilligendienst

Noch bis Mitte Februar sind die aktuellen Freiwilligen aus Südamerika in Halle und Versmold zu Gast.

Zwei von ihnen stellen sich in diesem Gastbeitrag selbst einmal vor:

Guten Tag!

Ich bin Luana Graziano, ich bin 20 jahre alt und ich komme aus Argentinien. Ich mache dieses Jahr eine FSJ ( Freiwilliges Soziales Jahr) in Halle (Westf.). Ich arbeite im Evangelischer Kindergarten Regenbogen und in der Gemeinde hier in Halle. Ich bin schon 9 Monate hier und es ist  richtig schön! Ich liebe es mit Kindern zu arbeiten und ich finde es sehr interessant, wie die Kinder  auf eine ausländische Jungendliche reagieren. Total normal! Ich spiele mit ihnen, ich helfe beim Mittagessen und ich lehre die Kinder ein bisschen Spanisch sprechen. In der Gemeinde helfe ich beim Mittagstisch,wo wir Tüten fur arme Menschen austeilen. Ich finde das eine sehr hilfsbereite Aktivität. Ich bin auch im Jugendkreis und  im Alphakurs. 

Diese Freiwilligendienst hat mich an Erfahrungen und Lernerfahrungen wachsen lassen. Ein Jahr vergeht sehr schnell, aber es gibt so viele Dinge, die wir tun können. Ich genieße jeden Augenblick.Es ist nicht alles einfach aber ich versuche kleine Schritte jeden Tag zu machen.

Ich habe mich für eine Freiwilligendienst entschieden, weil ich denke, dass es wichtig ist, wie man Kontakte hat. Und in diesem Jahr habe ich verschiedene Menschen mit unterschiedlicher Kultur und Sprache getroffen.

In der Zukunft hoffe ich, dass ich auch weiterhin Freiwilliges machen kann.

Luana

 

Hallo!!!

Mein Name ist Samyra, ich bin 19 Jahre alt, komme aus Paraguay und bin seit März in Deutschland. Derzeit bin ich Freiwillige in einem Kindergarten. Das Freiwilligenprogramm habe ich von der Kirche kennengelernt, die Evangelische Kirche Rio de la Plata, die in drei Ländern, Argentinien, Uruguay und Paraguay ist. Die Freiwilligen unserer Kirchen nehmen am Süd-Nord-Programm teil. Es ist ein  Freiwilligenaustauschprogramm zwischen Argentinien, Uruguay und Paraguay nach Deutschland und umgekehrt. 

Es ist eine sehr schöne Erfahrung, bei der man viel lernt, eine neue Sprache, eine andere Kultur, man kann neue Kontakte knüpfen...... und die Menschen lernen auch von der Kultur, die in den lateinamerikanischen Ländern existiert, ein sehr toller Austausch. 

Ich arbeite sehr gerne mit Kindern im Kindergarten. Dort spiele ich die meiste Zeit mit den Kindern, ich bastel und koche mit ihnen.  In Paraguay war ich immer sehr aktiv in der Gemeinde, z.B. bei Aktivitäten mit Kindern und Jugendlichen, und in diesem Jahr konnte ich ein wenig von meinen Erfahrungen hier in Deutschland anwenden.

Ich hoffe, dass dieses Programm von Jahr zu Jahr erweitert wird, und dass das Interesse der Jugendlichen an einem Freiwilligenjahr wächst....

Leider sind es nur noch ein paar Monate bis zu meinem Abschied von meinem Freiwilligenjahr, aber ich bin sehr glücklich über alles, was ich lernen konnte und was ich anderen beibringen konnte.

Samyra

Das Projekt Tape Pora startet in Argentinien

Lebensbedingungen sollen verbessert werden

Die Hora de Obrar Stiftung stellt die Initiative Tape Pora vor, die die Lebensbedingungen von 16 Mbya-Gemeinden in den nächsten drei Jahren verbessern soll.

Tape Pora wird mehr als 1000 Menschen erreichen und will in 4 Bereiche des Lebens der Mbya-Gemeinden unterstützen: die agrarökologische Lebensmittelproduktion und den Verkauf von Kunsthandwerk, umfassende und interkulturelle Bildung, Zugang zu Grundversorgung, Gesundheit und Justiz aus einer interkulturellen, interdisziplinären und geschlechterspezifischen Perspektive.

Mehr zum Projekt gibt es unter

Neues aus Misiones

Nachrichten Juni-Juli-August 2021

Das drängendste Problem ist, dass die Pegel der beiden großen Flüsse Paraná und Paraguay auf einen historischen Tiefstand gefallen sind.  Der Schiffsverkehr, der vor allem für Paraguays Wirtschaft lebenswichtig ist, ist seit Monaten eingestellt.  Aber auch die Landwirte auf der argentinischen Seite sind tief getroffen. Im Winter, sonst die Regenzeit, hatte ein strenger Frost das Land ausgetrocknet, die Folge sind jetzt bei zunehmender Wärme großflächige Waldbrände.- Und es gibt kein Wasser!

In der Gemeinde in Posadas war das Leben durch die Covid 19 Vorschriften zwar eingeschränkt, aber nicht zum Erliegen gekommen. Die Studierenden sind an die Universitäten zurückgekommen, das Studentenheim ist voll belegt, die Studierende-Seelsorge ist aktiv und vor allem der Bau der.  3. Etage des Bonhoeffer Hauses soll wieder aufgenommen werden.  Das Diakonische Werk der Evangelischen  Kirche  am  La  Plata  (IERP) „Hora  de obrar“ hat die Bauberatung übernommen.  

Das Leben im  Haus dokumentiert  ein Video: https://www.youtube.com/watch?v=23GwZmxoS2Y

Partnerschaft zwischen dem Distrikt Halle und dem Distrikt Misiones wird gelebt durch den Austausch von Nachrichten.  In Argentinien wurden die Flutopfer in der Eifel ins Fürbittgebet eingeschlossen. Solidaritätsbekundungen gehen hin und her. 

Der Partnerschaftsgottesdienst fand in Misiones am Sonntag, den 19.9. statt.

Hier geht es zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=vrMz9y2-Eaw

 Unter Führung der Stiftung „Hora de Obrar“ wird in allen Gemeinden eine Baumpflanzaktion unternommen. Zur Wiederaufforstung des zu großen Teilen vernichteten  Regenwaldes werden seit einigen  Monaten  entlang  von Bächen und  Flussufern Urwaldbäume angepflanzt und von Jugend- und Männerkreisen gepflegt.

Wie arbeitet die indigene Schule in Argentinien in der Zeit des Lockdowns?

Argentiniens Corona-Ausgangssperre ist eine der strengsten weltweit. Seit Monaten befindet sich das Land im Lockdown. Dennoch breitet sich das Coronavirus weiter aus.

Die Schule für indigene Kinder in Takuapí/Misiones wird von der Schweizerischen evangelischen Gemeinde, die zur IERP gehört, getragen. Ruth Weidmann aus der Gemeinde engagiert sich ehrenamtlich für die Schule. Sie schreibt uns über die schwierige Zeit des Lockdowns: 

"Im März begann das neue Schuljahr nach den Sommerferien. Nach nur einer Woche Schulbetrieb musste die Schule aber wieder schließen. Plötzlich musste das Team ganz neue Wege finden, um die Kinder zu erreichen - zumal es in Takuapí fast keine digitalen Geräte gibt und nur schlechten Internetempfang.

Seitdem sind die indigenen Assistenzlehrer, die im Dorf wohnen, noch wichtiger geworden. Sie versammeln die Schüler im Freien auf kleinen Bänken und gehen mit ihnen die Aufgaben durch, die die (spanischsprachigen) Lehrerinnen vorbereitet haben. Die Lehrerinnen geben die Aufgaben der Direktorin Alicia Novosat mit, die wiederum einmal pro Woche nach Takuapí fährt. Um überhaupt auf der Straße unterwegs sein zu dürfen, braucht Alicia Novosat eine polizeiliche Sondergenehmigung. 

Bei den regelmäßigen wöchentlichen Treffen übergibt die Direktorin das Material an die indigenen Assistenzlehrer, klärt die Probleme, die in der vergangenen Woche aufgetreten sind und nimmt die von den Schülern gelösten Aufgaben den Lehrerinnen zur Korrektur mit.

Im Moment sind Winterferien. Doch das Bildungsministerium hat den Lockdown für die Schulen noch einmal verlängert. Wahrscheinlich können die Schülerinnen und Schüler bis zum Ende des Schuljahres im Dezember nicht mehr in die Klassenräume zurückkehren. Besonders die jüngeren Schüler haben noch große Probleme mit dem Spanischen, ihrer Zweitsprache. Gerade für sie wäre dieses Schuljahr ein fast verlorenes Jahr."

Unterdessen nutzen drei der Lehrerinnen die Zeit des Lockdowns, um in einem virtuellen Sprachkurs Grundlagen der Mbya-Sprache zu lernen. Damit können sie die Kinder und ihre Kultur besser verstehen - so hat diese verrückte Zeit doch noch einen Sinn!

Zum Glück gab es in den 14 Dörfern der Mbya-Gemeinschaft, mit denen die Diakonie der Evangelischen Kirche am Río de la Plata (IERP) in Kontakt steht, noch keine Covid-19-Fälle. Das soll unbedingt so bleiben, denn in den Dörfern könnte sich das Virus schnell ausbreiten und zahlreiche Todesfälle verursachen, wie es in zahlreichen indigenen Gemeinschaften im Amazonas-Gebiet in Brasilien bereits passiert ist. 

 Neben dem Schulprogramm muss auch die Schulspeisung organisiert werden. Gerade jetzt ist es wichtig, dass die Familien gesundes Essen mit ausreichend Vitaminen zur Verfügung haben. Die Diakonie organisierte Lebensmittellieferungen für die Dörfer. In Takuapí kochten die Mütter aus dem Dorf in der Schule gemeinsam das Mittagessen für die Kinder.

Vom Mate und dem Miteinander

Ein Reisebericht von der Jugendbegegnungsreise nach Argentinien

2 Uhr Nachts ist ein eher ungewöhnlicher Zeitpunkt, um sich auf dem Parkplatz am Martin-Luther-Haus zu treffen. Doch genau dort trafen sich am 13. Juli 2019 11 Menschen aus dem ev. Kirchenkreis Halle, um auf eine zweiwöchige Begegnungsreise nach Argentinien aufzubrechen.

Unter der Leitung von Erica Arning und Matthias Jörke machten sich neun junge Erwachsene aus den Kirchengemeinden Halle, Steinhagen, Brockhagen, Borgholzhausen und Werther auf in die nordargentinische Provinz Misiones, wo der Kirchenkreis seit Jahrzehnten eine Partnerschaft zu der Gemeinde vor Ort hält, die zu der evangelischen Kirche am Rio de la Plata (IERP) gehört. Die geografische Entfernung von knapp 11.000 km zwischen Halle und Misiones wurde uns bewusst, als wir nach über 24 Stunden um 1 Uhr nachts Ortszeit in Eldorado ankamen, wo wir die erste Woche unserer Reise verbringen sollten. Vom ortsansässigen Pfarrer Carlos Kozel in Empfang genommen, bezogen wir die uns zur Verfügung gestellten Häuser, die Teil einer Seniorenwohnsiedlung sind, die von der IERP unterhalten wird. 

Der nächste Tag begann mit einem Gottesdienst, in dem wir uns vorstellen durften und zu unser aller Erstaunen Lieder auf Deutsch sangen. Nach dem Gottesdienst kamen wir schnell ins Gespräch mit den einheimischen Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern, von denen wir erfuhren, dass viele von ihnen deutsche Wurzeln haben und die deutsche Sprache immer noch beherrschen. Dass ein Großteil der argentinischen Bevölkerung europäische Wurzeln hat, rührt daher, dass Argentinien im 19. und 20. Jahrhundert ein beliebtes Einwanderungsland für Europäerinnen und Europäer wurde, die heute in 3. und 4. Generation in ganz Argentinien leben. 

Das Programm unserer Reise war sehr abwechslungsreich. Neben einem Besuch der berühmten und beeindruckenden Iguazú-Wasserfälle oder einem Spaziergang durch den Regenwald, stand im Mittelpunkt unserer Reise die Begegnung und der Austausch mit argentinischen Jugendlichen, die trotz Uni und Prüfungen den Weg nach Eldorado fanden und drei Tage mit uns dort verbrachten. Die knapp 15 jungen Erwachsenen sind alle Teil der JUME, einer Gruppe der IERP, die Studentinnen und Studenten in Misiones vernetzt. 

In einer Art Workshop, der von Pfarrer Carlos und der Vikarin Paula Fogel geleitet wurde, diskutierten und arbeiteten wir zusammen zu den Themen Glaube, (protestantische) Identität und soziale Netzwerke. Dabei lernten wir uns immer besser kennen und stellten trotz sprachlicher und kultureller Unterschiede viele Gemeinsamkeiten und Parallelen fest. Gemeinsame Andachten, Singen, Essen und Spielen schweißten uns noch näher zusammen. 

Was natürlich auch nie fehlte, war das Mate trinken. Mate ist wie nirgendwo sonst fester Bestandteil der Kultur und besonders in der Río de la Plata Region weit verbreitet. Der Mate-Strauch ist eine heimische Pflanze, deren Blätter zerkleinert und in einem typischen Matebecher mit heißem Wasser übergossen werden. Aus einem speziellen Strohhalm trinkt man dann dieses Getränk, wobei der Becher in Gesellschaft immer herumgereicht und somit geteilt wird. 

Während wir uns von manchen der ArgentinierInnen nach den ersten Tagen leider schon wieder verabschieden mussten, begleiteten uns andere noch mit nach Posadas, der Provinzhauptstadt von Misiones und der zweiten Station unserer Reise. Dort erwartete uns nämlich die feierliche Einweihung des neuen Gemeindezentrums, zu der zahlreiche Gäste geladen worden waren, allen voran der Vorsitzende der IERP Leonardo Schindler, der gemeinsam mit Carlos Kozel und Paula Fogel den Gottesdienst abhielt. Das Gemeindezentrum war rappelvoll, woran man dessen große Bedeutung für die Menschen und Gemeindemitglieder vor Ort erkennen konnte. Genutzt werden soll es für verschiedenste Zwecke, nicht nur zum Gottesdienst feiern, sondern vor allem als Versammlungsort für die verschiedenen Gruppen der Gemeinde, wie z. B. der JUME. 

An den Gottesdienst schloss sich ein gemeinsames Mittagessen an, das drinnen und draußen eingenommen wurde und wofür sogar die angrenzende Straße komplett gesperrt wurde. Höhepunkt war das Straßenkonzert von Joselo Schuap, der auch schon mehrere Male im Gemeindehaus Künsebeck aufgetreten war. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung mit Tanz, Gesang und viel Spaß. 

Dieses besondere Event, das über den ganzen Tag ging, war sicherlich eines der Highlights unserer Reise. 

 

Ein anderes zentrales Thema, mit dem wir auf unserer Reise konfrontiert wurden, war die Staudammproblematik, die die gesamte Region betrifft. Aus erster Hand erfuhren wir von betroffenen Bauern, wie ihre Existenz vom geplanten Bau eines Staudamms in der Nähe des Uruguay-Flusses bedroht ist, wenn der Staat und der verantwortliche multinationale Konzern ihr Vorhaben tatsächlich durchsetzen. Uns wurde deutlich wie hier die Rechte der EinwohnerInnen mit Füßen getreten werden und wie die Mächtigen ihre Macht auf Kosten von Schwächeren ausnutzen. Doch die Betroffenen nehmen dies nicht einfach hin, sondern kämpfen in Form einer organisierten Genossenschaft (MAFAU) gegen die staatliche Ungerechtigkeit und für ihre Rechte und ihre Existenz. Es bleibt zu hoffen, dass die Anstrengungen und Bemühungen der betroffenen Familien noch mehr (über)regionale Unterstützung und Anteilnahme erfahren und letztendlich erfolgreich sind. 

Am Mittwoch hieß es dann leider Abschied nehmen von unseren neu gewonnenen argentinischen Freundinnen und Freunden. Doch für uns alle stand fest, dass wir uns auf jeden Fall wiedersehen wollen. 

Von Posadas aus ging es dann über Nacht mit dem Bus in die argentinische Hauptstadt Buenos Aires, wo wir nach ca. 13 Stunden ankamen. Kurz nach der Ankunft im Hotel trafen wir auf Jorge und Pamela, die als Sozialarbeiter bei der IERP angestellt sind, und unsere kundigen Reisebegleiter in Buenos Aires waren. Mit ihnen machten wir uns direkt weiter auf den Weg in einen Randbezirk der Stadt, wo wir die „Casona“, ein Sozialprojekt für Kinder und Jugendliche, das ebenfalls von der IERP unterstützt wird, besuchten. Die Casona hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein Anlaufpunkt für Kinder und Jugendliche zu sein, um ihnen die Möglichkeit zu bieten, sich mit Gleichaltrigen zu treffen und an gemeinsamen Projekten wie malen, kochen, Musik machen oder Filme drehen mitzuwirken. Das Projekt leistet wichtige Bildungs-, Präventions- und Aufklärungsarbeit, um den jungen Menschen eine bessere Perspektive zu ermöglichen und sie zu aufgeklärten, mündigen Menschen zu machen. Während eines Rundgangs durch das Viertel schilderte uns Jorge die schwere Lage und die Probleme der Menschen vor Ort, die von Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot, Suchtproblemen und Perspektivlosigkeit bis hin zu Polizeigewalt und staatlicher Korruption reichen. Anschließend lernten wir einen Teil der örtlichen Jugend in der Casona kennen. Bei heißer Schokolade und Keksen tauschten wir uns über Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Jugendlichen in Deutschland und Jugendlichen in Argentinien aus. Die argentinischen Jugendlichen waren genauso neugierig zu erfahren, was Jugendliche in Deutschland umtreibt wie wir neugierig waren, zu erfahren, wie ihr Leben in Argentinien aussieht. Die Angst, trotz Schulbildung keinen Job zu finden, wurde dabei von vielen argentinischen Jugendlichen erwähnt und spiegelte einmal mehr die desolate wirtschaftliche Situation Argentiniens wider. 

Am letzten Tag unserer Reise stand eine geführte Bus-Sightseeing-Tour durch das Zentrum Buenos Aires auf dem Programm. Optisch war der Unterschied zu den Randbezirken, die wir am Tag zuvor mit dem Zug passiert hatten, eklatant, die Diskrepanz zwischen Arm und Reich erschreckend. Auf dem zentralen Platz, dem Plaza de Mayo, um den herum sich die Kathedrale, der Regierungssitz (La Casa Rosada) und weitere wichtige Gebäude befinden, wurden natürlich mehrere Fotos geknipst. Weiter ging es durch den berühmtesten Stadtteil La Boca, wo wir auch durch die bei Touristen sehr beliebte Straße El caminito schlenderten und die bunten Häuserfassaden sowie die Werke vieler Künstler am Straßenrand bestaunen konnten. 

Nach zwei spannenden und erlebnisreichen Wochen mit wertvollen Erfahrungen und bleibenden Eindrücken vom Land und dem Leben der Menschen vor Ort, kehrten wir dankbar und mit dem festen Entschluss, diese Begegnung auch in Deutschland zu wiederholen, nach Hause zurück. 

 

Julia Steinweg & Matthias Jörke

Der Evangelische Kirchenkreis Halle unterhält seit 1990 eine lebhafte partnerschaftliche Verbindung zum Kirchenkreis Misiones der Evangelischen Kirche am Rio de la Plata (IERP). 1999 wurde eine Partnerschaftsvereinbarung unterzeichnet.

Die IERP wurde von deutschen Auswanderern und Auswanderinnen in Südamerika gegründet und umfasst heute 47.000 Mitglieder. Sie ist eine Drei-Länder-Kirche. Ihr Gebiet erstreckt sich vor allem auf Teile Argentiniens. Doch es gibt auch elf Gemeinden in Paraguay und drei in Uruguay.

Blitzbesuch im Partnerschaftskirchenkreis Misiones

Vom 23. März bis 4. April 2018 besuchten wir, Ehepaar Arning und Erica Arning, einige Orte an der Ruta doce (Nationalstraße 12) in Misiones. Unsere Reise hatte drei besondere Schwerpunkte:
•    Die Gemeinde Montecarlo mit dem kommunalen Altenheim San Roque
•    Die Gemeinde Posadas mit der Erweiterung des Dietrich Bonhoeffer-Hauses
•    Die Vorbereitung der nächsten Begegnungsreise mit dem Schwerpunkt: Jugend baut Brücken

Natürlich gab es eine Fülle fröhlicher Kontakte beim Wiedersehen nach dem Gottesdienst zur Goldenen- und Silbernen Konfirmation. Bei dieser Gelegenheit haben wir einen Rollator als Geschenk für die Diakonie der Gemeinde überreicht und beim Treffen der Frauenhilfe in Montecarlo die Funktionsweise erklärt. Im Gemeindesaal konnten wir uns davon überzeugen, wie segensreich sich doch die Klimaanlage auswirkt, die vor kurzem dank der Hilfe der Frauenhilfe im Johannes-Busch-Haus in Steinhagen angeschafft werden konnte. Auch die Spielgeräte auf dem Freigelände der Gemeinde finden regen Zuspruch. Aber besonders beeindruckt hat uns der Besuch des Altenheims „San Roque“.

Besuch Altenheim San Roque Montecarlo
Um 11 Uhr treffen wir uns mit Pfarrer Mario Bernhardt. Er und Amanda Rauh führen uns durch die schöne Parkanlage. Kleine Häuschen im Grünen versteckt, unter großen, alten Laubbäumen, geben den 19 Heimbewohnern in der Sommerhitze ein geschütztes Zuhause. Im Winter fällt das Laub und die Sonne scheint warm auf den gepflegten Rasen. Der Hausmeister, der sich seit der Gründung vor 40 Jahren sowohl um die Außenanlagen als auch um die Inneneinrichtung kümmert, hat eine kleine Werkstatt am Ende des Geländes. Hier repariert er die Rollstühle, Betten, Stühle und alles Weitere, was anfällt. Er ist ein Allround-Talent.
Jede Woche werden die meist deutschstämmigen Bewohnerinnen und Bewohner von einer Kirchengemeinde besucht. Einmal im Monat ist auch Pfarrer Bernhardt mit einer Gruppe Frauen dabei. Sie treffen sich im Gemeinschaftsraum, es wird viel mit Begleitung der Gitarre gesungen. Die Bewohnerinnen und Bewohner hören gerne Geschichten.
Das Altenheim unterhält einen Gemüsegarten, einen Hühnerstall und zurzeit leben auch ein paar Schweine dort, die täglich gefüttert werden wollen. Alle Mitbewohnerinnen und Mitbewohner helfen, solange sie können. Obst wird geerntet, geschält und zu Saft oder Marmelade verarbeitet, Gemüse für das Essen zubereitet.
Die Betreuerin berichtet, dass die Alten gerne Teigtaschen – empanadas – essen. Da die Zubereitung besonders viel Arbeit ist, müssen die Bewohnerinnen und Bewohner bei der Zubereitung mithelfen.
Ein Mitglied der Lebensgemeinschaft hat das Down-Syndrom. Er hat sich im Laufe der 14 Jahre, die er schon dort lebt, zur Aufgabe gemacht, sich um die Wäsche zu kümmern. Luisito fährt mit einem alten Rollstuhl von Zimmer zu Zimmer und von Häuschen zu Häuschen, sammelt die schmutzige Wäsche ein, bringt sie zur Wäscherei, hängt sie auf und nimmt sie später wieder ab. Pfarrer Bernhardt berichtet, dass Luisito diese Arbeit verteidigt und böse wird, wenn jemand anderes sie ihm wegnimmt.
Das Altenheim San Roque finanziert sich hauptsächlich durch Spenden. Die Stadtverwaltung trägt das Honorar einer Mitarbeiterin. Viele Mitarbeitenden engagieren sich ehrenamtlich. Die Bevölkerung setzt sich sehr für das Altenheim ein und spendet Lebensmittel. Dazu kommen Kleiderspenden. Kleidung, die von den Bewohnerinnen und Bewohnern nicht getragen werden können, wird in der Nähstube repariert, umgeändert und verkauft. Der Erlös kommt dem Heim zu gute. Die Stadt zahlt einen Beitrag, um das Projekt zu unterstützen, und Angehörige beteiligen sich so gut es geht.
Nachts bleibt immer eine ausgebildete Nachtschwester dort, um Wache zu halten und im Notfall eingreifen zu können.
In letzter Zeit wurden ein paar Neuerungen vorgenommen. Das Holz wird auch hier knapp und teuer, so dass ein neuer Gasherd angeschafft und an das Stadtgas angeschlossen wurde. Das Wassersystem mit Regenzisterne reichte nicht mehr aus. Deshalb wurden die Wassertanks verdreifacht. Mit Hilfe von Solarpanelen auf dem Dach wird Warmwasser erzeugt.
Weiterhin wird ein neues Häuschen angebaut, mit drei weiteren Zimmer, um die Anzahl der Nachfragen annähernd positiv beantworten zu können.
Wenn auch dies alles sehr positiv klingt, kann man anhand der Bilder erkennen, dass die Rollstühle in Montecarlo nicht mit denen in Deutschland zu vergleichen sind. Die Bäder in den Zimmern sollten besser ausgestattet werden, um sowohl den Betreuten als auch den Betreuern das Leben zu erleichtern.
Wir sind dort sehr herzlich aufgenommen und durchgeführt worden. Alle sind stolz auf das, was sie bisher erreicht haben. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind zufrieden, dass sie dort eine Heimat gefunden haben. Spenden werden gerne angenommen.

Besuch in der Gemeinde in Eldorado
Am Karmittwoch hatten wir Gelegenheit, die St. Johannes Gemeinde in Eldorado zu besuchen, in deren Tagungsräumen schon zwei Mal Delegationen aus dem Kirchenkreis tagen und übernachten konnten. Wir fanden die Einrichtung baulich gut erhalten vor und inhaltlich ordentlich ausgelastet. Nur das Altenheim, das seit 50 Jahren in Betrieb ist, müsste im Hygienebereich dringend an die heutige Zeit angepasst werden. Aber wie soll das finanziert werden? Auch hier konnten wir einen kleinen Beitrag als Anstoß sozusagen überreichen.

Hier trafen wir auch den Koordinator der Jugendarbeit Carlos Kozel und verabredeten mit ihm Eckdaten für die Partnerschaftsreise 2019.

Am Karfreitag feierten wir mit der Gemeinde in Posadas Gottesdienst. Zur Erinnerung: Diese Gemeinde gibt es juristisch noch gar nicht. Eine Handvoll Menschen, in der Mehrzahl Glieder der Gemeinden im Hinterland der Provinz, die es aus ganz verschiedenen Gründe in die Hauptstadt Posadas verschlagen hat, haben sich zusammengetan, weil sie Gottesdienst miteinander feiern wollen. Zurzeit gehören 28 zahlende Mitglieder dazu, die ihrer neuen Gemeinde eine missionarische und diakonische Stoßrichtung gegeben haben. Geistliche Mittelpunkte der Gemeinde: Gottesdienst, Bibelstudium, Treffpunkt für Menschen jeden Alters, besonders aber der Studenten, die aus dem Hinterland an die verschiedenen Hochschulen der Stadt studieren. Diakonischer Schwerpunkt: Raum für die Menschen bieten, die ihre Angehörigen in die Krankenhäuser begleiten müssen, aber nachts nicht in den Kliniken bleiben dürfen. Zuerst wurde ein Wohnhaus angemietet; später ein strategisch sehr günstig gelegenes Haus im Stadtzentrum gekauft. Dieses wird für die Gemeindezwecke hergerichtet.

Aus alt mach neu
„Keinen neue Flicken auf alte Kleidung“ oder „Baue auf Felsen, nicht auf Sand.“ – Diese und weitere Sprüche kennen wir, wenn es darum geht, aus etwas Altem, Heruntergekommenen etwas Neues zu machen.
Was wird das? Fragen wir uns, wenn wir die Baustelle in Posadas sehen. Was wird das, frage ich mich, wenn ich höre, dass in Versmold ein Haus, das bewohnbar ist, erst abgerissen werden muss, um ein neues zu bauen? Was für Gelder haben die Entwürfe, der Architektenwettbewerb, die Baugenehmigung, usw. verschlungen? Was sehen wir bisher? Nichts!
In Posadas sind sie schon zwei Schritte weiter. Die Baugenehmigung ist da. Der Altbau abgerissen, das Fundament gegossen, die Träger gesetzt, die Decke gegossen worden. So sieht es schon wieder bewohnbar aus, die Fantasie reicht dazu, sich alles konkreter vorzustellen. Ob wir mit so viel Begeisterung und Elan dabei sein werden?
Nachdem die Gemeinde Karfreitag ihre neue Vikarin empfangen hat, ging es gleich von der lutherischen Kirche auf zur Baustelle. Ein paar Arbeitsgeräte mussten in den neuen, gerade fertig gestellten Bädern untergebracht werden, da es leider wieder einige nicht lassen konnten, in die Baustelle eingedrungen sind und etliche Geräte entwendet haben. Auch der eigentliche Gottesdienstraum, der vor kurzem eingeweiht wurde, musste vorübergehend als Lager genutzt werden. Alles alte, die nicht mehr haltbare Bausubstanz, musste abgetragen werden. Diese Steine werden aus Kostengründen nicht abtransportiert, sondern teilweise als Fundament, teilweise als Grundlage für den Estrich genutzt. „Das Gebäude ist abgängig“ hieß es in Bezug auf das alte Gemeindehaus in Versmold. „Das Gebäude war abgängig“, hieß es in Posadas. Jetzt stehen die tragenden Säulen, die Verschalung der Decke ist in Arbeit. In zwei Wochen wird es gegossen. Der Bauleiter, der sich mit all seiner Energie für sein „Baby“ einsetzt, ist sich sicher, dass der Innenausbau viel schneller von der Hand geht.
Wenn ... ja, wenn es in diesem Land keine Inflation und Spekulationen gebe. Der Bauleiter sagte, er sei einen Monat im Verzug, weil es im Januar keinen Zement gab. Die Baumärkte haben alle zur Verfügung stehenden Zementsäcke zurückgehalten, da ein Gerücht umging, dass der Dollar steigen würde. Erst als dies klar war, konnte wieder Zement – und diesmal zum erhöhten Preis – gekauft werden. Wir werden es verfolgen. Ich freue mich, das Projekt auf einem festen Fundament stehen zu sehen. Jetzt geht es sichtbar aufwärts.

Nach der Besichtigung der Baustelle, ging es weiter zu Vera Seifert. Chapeau vor dieser Frau. Alle, egal wer, egal wie viele, alle waren in ihr Haus eingeladen. Jede und jeder sollte etwas in seinem Korb mitbringen – Essen, Trinken, Teller, Besteck.
Die Tür zum Garten wurde aufgerissen, die Fensterläden geöffnet. Stühle aus allen Ecken herbeigeholt. Tische aufgestellt. Alle packten aus, was sie mitgebracht hatten. Es war eine Fülle an verschiedenen Essen .... ein Reden und Erzählen ... die Vikarin eröffnete das Essen mit einem gesungenen Gebet. Alle wurden satt. Es blieb so viel übrig.
Plötzlich kamen noch ein paar Leute mehr dazu. Alle rückten, alle schoben. Es war eine so unglaublich fröhliche, muntere und Energie geladene Stimmung. Gemeinschaft pur.
Erica Arning/Wilhelm Arning