Andacht vom 04. Januar 2015

Wort zum 04. Januar 2015

Groß werden


Liebe Leserin, lieber Leser,

Ihnen und Ihren Lieben wünsche ich ein frohes und gesegnetes neues Jahr 2015! Der Jahreswechsel liegt zurück, das Weihnachtsfest ebenso. Was wird das neue Jahr bringen?

In einer Zeit der Konflikte und zunehmenden Gewalt ist es interessant zu sehen, dass auch die Geschichte mit Jesus nicht ohne Auseinandersetzungen weiter ging. Lukas berichtet in seinem Evangelium über den zwölfjährigen Jesus im zweiten Kapitel: „Das Kind wuchs heran und wurde kräftig.“ Der Weg dorthin ist nicht einfach gewesen. Jesus suchte Nähe zu seinen Eltern, hat aber auch Abstand gehalten – wie jeder Heranwachsende. Er ging seinen eigenen Ideen nach, die nicht den vorgegebenen Vorstellungen entsprachen. Wir werden sogar Zeuge eines Streits. Zum Passahfest waren Maria und Joseph mit Jesus nach Jerusalem gegangen. Bei den Feierlichkeiten verloren sie ihren Sohn. Keiner konnte ihnen sagen, wo Jesus geblieben war. Drei Tage lang dauerte die Suche. Die Angst der Eltern muss unerträglich gewesen sein. Was war passiert?

Schließlich fanden sie Jesus. Er war gesund und wohl auf. Er war im Tempel geblieben, im Gespräch mit den Priestern und Schriftgelehrten. Auf die Vorwürfe der Eltern: „Kind, wir haben entsetzliche Angst wegen dir ausgestanden!“, antwortet Jesus nur: „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich im Haus meines Vaters sein muss?“ Was die Eltern hier zu lernen hatten, war nicht einfach. Kinder sind Originale und entsprechen nicht immer den Erwartungen der Erwachsenen. Auch Maria und Joseph mussten lernen die Eigenständigkeit und persönlichen Fähigkeiten ihres Kindes zu achten.

Lassen auch Sie sich von Jesus herausfordern. Entdecken Sie das Göttliche im andern Menschen. Und bewahren Sie das Menschliche in Auseinandersetzungen. Dann können Konflikte entschärft und der Friede von Weihnachten weiterhin spürbar bleiben.

von Christhard Greiling, Pfarrer in der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Steinhagen