Wort zum 20. Sonntag nach Trinitatis, 03. November 2019
„Solange die Erde steht…“
Neulich war die junge deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer, zu Gast bei Markus Lanz. Thema war ihr Buch, das sie mit „Vom Ende der Klimakrise“ betitelt hat. Während Greta Thunberg auf der UN-Klimakonferenz in New York sehr emotional den anwesenden Politprofis die Leviten gelesen hat („How dare you?“ = Wie könnt ihr es wagen?), zeigt Neubauer zusammen mit Politökonom Alexander Repenning Lösungsansätze auf, die bereitliegen und „nur“ in die Tat umgesetzt werden müssen.
Lanz konfrontiert Neubauer mit ihrer seiner Meinung nach „sehr radikalen, sehr klaren Sprache“ und fragt, ob das wirklich weiterbringt und nicht zu einer „Verhärtung“ führt. Neubauer kontert mit den Worten: „Wir plädieren dafür, dass Menschen sich diese Zukünfte ausmalen – im Guten wie im Schlechten“, und radikal heiße in diesem Zusammenhang auf keinen Fall gewaltbereit.
Ich habe mich nach der Diskussion an die unterschiedlichen Erziehungsstile meiner Eltern erinnert. Wenn ich etwas ausgefressen hatte – das sage ich natürlich heute – waren es nicht die doch eher liebevoll gehauchten, mahnenden Worte meiner Mutter, sondern die deutlichen, auch Konsequenzen androhenden meines Vaters, die mich zum Nachdenken über mein Tun gebracht haben.
Auch von daher glaube ich, dass nur gewaltfreie Radikalität und Unnachgiebigkeit zu einer dauerhaften Sensibilisierung und einem guten Ende der Klimakrise auf unserem Planeten führen wird. Aus Worten müssen einfach endlich Taten werden.
Übrigens auch bei mir, der ich mich viel zu lange mit einem Wort aus der Bibel getröstet habe. Am Ende der Geschichte von der Sintflut verspricht Gott: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“
Gott steht zu seiner Zusage, das glaube ich, und die Erde wird sich immer weiterdrehen, aber sie wird auch ohne uns zurechtkommen, wenn wir uns durch unser Tun selber abgeschafft haben werden. Die Erde braucht uns nicht, aber wir brauchen die Erde, solange sie steht.
Dirk Leiendecker ist Pfarrer in der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Versmold