Andacht zum 29. Oktober 2023

Kürzlich auf einer Baustelle in unserer Stadt. Zwei Handwerker kontrollieren offensichtlich das Mauerwerk. Der eine hat ein Lasergerät in der Hand. Der andere ein Lot. Ich bleibe stehen und beobachte, wie beide prüfen, ob das Bauwerk “im Lot” ist. Der eine mit modernem Hilfsmittel. Der andere mit dem Traditionellen.

“Und?! Alles im Lot?”, so lautet eine alte Begrüßungsfloskel aus meiner Jugend. Gemeint ist damit, ob alles in Ordnung ist, ob Dein Leben “im Lot ist”. Die Redewendung stammt aus dem Baugewerbe. Mit Hilfe eines an einer Schnur befestigten spitz zulaufenden Bleigewichts wird überprüft, ob z.B. eine Mauer wirklich senkrecht errichtet wurde. Eine schiefe Mauer kann schließlich ein Gebäude zum Einsturz bringen. “Alles im Lot?” - ist alles in Ordnung? Mit Blick auf unsere Gegenwart haben viele in unseren Gemeinden den Eindruck, dass die ganze Welt mittlerweile nicht mehr im Lot ist. Die Nachrichten erschrecken zutiefst. Was ist heute noch verlässlich? Was gibt Halt? “Niemand kann ein anderes Fundament legen als das, das schon gelegt ist. Und das ist Jesus Christus.”, so schreibt es Paulus an die zutiefst verunsicherten Menschen in der Gemeinde von Korinth. 

Ist die Fundamentplatte für das Lebenshaus sicher und gut gelegt worden, kann dann darauf im Lot gemauert werden. So kann es die Erschütterungen der Welt aushalten und überstehen. Diese Verlässlichkeit des Glaubens brauche ich in diesen turbulenten Zeiten. Und daraus kann ich dann das tun, was im Rahmen meiner Möglichkeiten möglich ist, um ein kleines Stück dieser Welt wieder ins Lot zu holen.

Jörg Eulenstein ist Pfarrer in Harsewinkel