Andacht zum 13. Sonntag nach Trinitatis, 26. August 2018
„Der Barmherzige Samariter“
Wer kennt sie nicht, die Geschichte vom barmherzigen Samariter? Jesus erzählt sie, um das Doppelgebot der Liebe zu Gott und zum Nächsten zu illustrieren.
Da ist einer überfallen worden und braucht dringend Hilfe. Leute aus seinem eigenen Volk kommen vorbei. Man sollte meinen, die würden ihm helfen. Aber nein, sie gehen unbeteiligt weiter. Der dann stehenbleibt und sich betroffen aufhalten lässt, – das ist ein Fremder. Mehr noch, es ist einer aus dem Nachbarvolk der Samariter, mit denen man entzweit ist. Und dieser, der als nicht rechtgläubig gilt, – gerade er tut, was der Glaube verlangt. Gerade er sieht den Überfallenen als Nächsten, als Bruder an und hilft, ohne zu zögern.
Mitmenschlichkeit ist hier gefragt im Niemandsland zwischen Jericho und Jerusalem. Hier und jetzt ganz einfach das tun, was die Situation erfordert, und es auch zu Ende bringen, der Ersten Hilfe die zweite folgen lassen. Der Mann aus Samaria steht mit einer Summe Geldes dafür ein, dass ein Dritter die Pflege des Verletzten übernimmt, bis der wieder auf eigenen Füßen steht.
Lohn, Dank, einen Verdienstorden, einen Artikel in der Zeitung wird er nicht bekommen. Höchstens ein „Vergelt’s Gott!“ – Und das ist wohl das Entscheidende: die Rückbindung seines Handelns an Gott und sein Gebot „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben und deinen Nächsten wie dich selbst.“
Manche Menschen leben so. Sie geben und schenken ohne Berechnung Aufmerksamkeit und Zeit und auch Geld an Bedürftige, die Gott ihnen als „Nächste“ über den Weg schickt. Sie tun das im Vertrauen darauf, dass es irgendwann, von unerwarteter Seite, in anderer Form als Segen Gottes zu ihnen zurückkommen wird.
Überlassen wir die Nächstenliebe nicht nur den Profis. Manchmal sind wir auch selbst gefragt. Es lohnt sich, dann Verantwortung zu übernehmen.
Silvia Schultz ist Pfarrerin in der evangelischen Kirchengemeinde in Borgholzhausen