08. Juni 2014 - Pfingsten
Sind Sie in den vergangenen Wochen auch so unwillig an die Europawahl herangegangen? Haben Sie überhaupt gewählt? Europapolitik ist für uns weit weg, obwohl wir mitten drin leben. Besonders kritisch werden wir, wenn nationale Interessen beschränkt werden sollen oder wenn wir kulturelle Traditionen gefährdet sehen.
Aber Europa hat auch gute Seiten. Schließlich leben wir seit mehr als 60 Jahren in Frieden mit unseren Nachbarn. Das haben wir der Visionskraft einiger weniger politischer Akteure zu verdanken. Aus der Idee eine europäische Gemeinschaft für den Handel mit Kohle und Stahl zu schaffen, entwickelte sich ein europäischer Geist. Er hat dafür gesorgt, dass wir unsere Grenzen nicht mehr mit militärischen Heeren, politischer Macht oder wirtschaftlicher Kraft verteidigen müssen. Ob es nur europäische Visionen einzelner Politiker waren oder ob der Geist Gottes diese Entwicklung vorantrieb, lässt sich nur aus dem Glauben beantworten.
Der Bibelvers für die Pfingstwoche kann uns dabei behilflich sein. Als das Volk Israel aus der babylonischen Gefangenschaft in das zerstörte Jerusalem zurückkehrte und nicht wusste, wie es mit dem Wiederaufbau beginnen sollte, sprach der Prophet Sacharja zu seinem Volk: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.“ (Sach. 4.6)
Die älteren Menschen erinnern sich sicherlich, dass es bei uns nach dem 2. Weltkrieg nicht viel anders aussah als im damaligen Jerusalem.
So ist die Rede des Propheten völlig zeitlos: „Nicht durch eure Kraft oder durch ein Heer, nicht durch euer Zupacken oder euer Geschick wird ein neuer Aufbau geschehen, sondern das Neue wird durch Gottes Geist wachsen, weil Gott es will.“ Mehr Hoffnung kann den Menschen kaum gemacht werden: Gott will an unserer Seite sein, er will Gutes entstehen lassen. Und er braucht natürlich auch unseren Mut und Verstand, um Visionen Wirklichkeit werden zu lassen.
Eine dieser Visionen ist ein friedliches Europa. Lassen Sie uns mit pfingstlichem Geist weiter daran arbeiten.
von Peter Blume, Pfarrer am Berufskolleg im Kirchenkreis Halle