Wort zum Palmsonntag, den 28. März 2021
Jesus zieht in Jerusalem ein ! Menschen laufen zusammen und jubeln ihm zu. Palmzweige und Kleider werden vor ihm ausgebreitet – ein roter Teppich für den heiß ersehnten Erlöser !
„Hosianna !“ Ein Triumphzug für den, der da kommt im Namen des Herrn ! Für wen halten ihn die Menschen ? Und was erwarten sie von ihm ? Es ist gefährlich, der Masse zu folgen. Wenige Tage später kippt die Stimmung ins Gegenteil. Jetzt brüllt die Menge „Kreuzigt ihn !“
Sie haben nichts verstanden. Es ist kein Triumphzug. Jesus ist auf dem Weg zum Kreuz.
„Ich bin gekommen, um für die Wahrheit Zeugnis abzulegen“, sagt Jesus vor Pilatus. Und wer für die Wahrheit eintritt, riskiert seine Sicherheit, sein Leben.
Jesus geht den Weg, den Gott für ihn vorgesehen hat. Er geht ihn geradeaus, wenn auch nicht ohne Zweifel, ohne Angst, aber ganz gewiss ohne Kompromisse – bis in den Tod.
Jesus ist einer, der stört. Er konfrontiert Menschen mit sich selbst, er stellt die selbsternannten Autoritäten in Frage, ebenso die herrschenden Vorstellungen von Gott. Er gehorcht Gott mehr als den Menschen. Am Ende stirbt er als Verräter, als Staatsfeind. Menschen wie Jesus müssen aus dem Weg geschafft werden.
„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen ?“. Auch Jesus macht die Erfahrung, sich ausgeliefert und von Gott verlassen zu fühlen. Und der „liebe Gott“ bewahrt ihn nicht vor dem, was da kommt. Aber ganz sicher wird er ihn nicht verlassen in den Tagen, die jetzt vor ihm liegen. Er geht mit ihm durch das Martyrium, dem er entgegen geht. „Weise mir, Herr, deinen Weg !“ – Was bedeutet „Nachfolge“ ? Nicht den leichten, nicht den bequemen Weg zu gehen. Nicht zuerst ein komfortables Leben, Wohlstand, Ansehen oder Macht anzustreben. Nachfolge, das bedeutet, sich zu orientieren an dem, was Gott sagt, nicht an dem, was die Welt uns sagt und von uns erwartet und honoriert, auch, wenn wir unser Leben dafür einsetzen.
„Weise mir, Herr, deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit. Erhalte mein Herz bei dem Einen, dass ich Deinen Namen fürchte“ ( Psalm 86, 11 ). Jesus geht diesen Weg. Und dieser Weg ist kein Triumphzug, sondern ein Weg in das Leiden und den Tod am Kreuz.
Petra Isringhausen ist Pfarrerin in der Ev. Kirchengemeinde Steinhagen und Frauenbeauftragte im Ev. Kirchenkreis Halle