Andacht zum 23. Sonntag nach Trinitatis, 04. November 2018
Elisabeth Cruciger – Die erste evangelische Gesangbuchlieddichterin
Dem reformatorischen Zeitgeist eng verbunden gilt Elisabeth Cruciger als erste evangelische Gesangbuchlieddichterin. Im Evangelischen Gesangbuch (EG) findet sich unter der Nummer 67 ihre fünf-strophige Lieddichtung „Herr Christ, der einig Gotts Sohn, Vaters in Ewigkeit ... Er ist der Morgensterne, sein Glänzen streckt er ferne vor andern Sternen klar“ aus dem Jahr 1524.
Fast in Form eines Gebetes formuliert, ist es ein ganz persönliches theologisches Bekenntnis, ein tröstliches und zugleich hoffnungsvolles Zeugnis ihres Glaubens, der in allen Auf- und Umbrüchen des Lebens – sogar über den Tod hinaus – Sinn, Kraft und Halt gibt. Das Lied vermittelt uns, was dieser Frau sehr wichtig war: Das von der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus ausgehende Heil für uns Menschen, das sich in seinem Geboren werden, Leben, Sterben und Auferstehen für alle zeigt.
Wer ist diese Frau, was können wir über sie in Erfahrung bringen?
Um das Jahr 1500 wird sie als Elisabeth von Meseritz in einer adeligen Familie in Pommern geboren. Wie damals viele adelige Töchter wurde sie schon als Kind in klösterliche Erziehung ins Prämonstratenserinnen-Kloster Marienbusch in Treptow an der Rega gegeben. Dort erfährt sie über Martin Luthers Freund und Schüler Johannes Bugenhagen von der Auf- und Umbruchsstimmung der Reformation. Johannes Bugenhagen wird 1523 Pfarrer an der Wittenberger Stadtkirche. Sie lebt zunächst in seinem Haushalt. Dort lernt sie wahrscheinlich ihren späteren Mann, Caspar Cruciger, kennen, der zu dieser Zeit in Wittenberg Theologie bei Martin Luther studiert. Für ihre Ehe gibt Elisabeth ihren klösterlichen Zölibat auf. Sie heiratet 1524 den späteren Prediger Caspar Cruciger, der ein Freund sowie Professorenkollege Martin Luthers in Wittenberg ist.
Elisabeth Cruciger ist eine Familienfrau, Mutter zweier Kinder, Unterstützerin und aktiv Beteiligte an der Reformation und nicht zuletzt erste evangelische Gesangbuchlieddichterin. 1535 stirbt sie im Alter von ca. 30 oder 35 Jahren in Wittenberg. Ihr Liedtext jedoch bleibt erhalten.
Vielleicht ist dieser kurze Einblick in das Leben der Elisabeth Cruciger ein Impuls, einmal nach den anderen 16 Dichterinnen evangelischer Gesangbuchlieder und deren Lebensläufen zu stöbern: z.B. nach Maria Ferschl, Luise Hensel, Julie Hausmann, Eleonore von Reuß, Hedwig von Redern oder Ämelie Juliane von Schwarzburg-Rudolstadt.
von: Christiane Karp-Langejürgen ist Pfarrerin am Berufskolleg Halle.