Wort zum Sonntag Miserikordias Domini, 15. April 2018
Liebe Leserinnen und Leser,
kann ein Mensch die Welt verändern? Ja und Nein! Ganz allein sicher nicht. Immer bedarf es auch der Tatkraft anderer. Aber immer wieder sind es Einzelne, die durch ihre Gedanken und ihr Leben den Gang der großen Welt verändern.
Ohne Zweifel gehört jener Mann dazu, der am 4. April vor 50 Jahren ermordet wurde: Martin Luther King. Mit seinen Gedanken, mit seinem Leben hat er Impulse gesetzt, die uns auch 50 Jahre später berühren. Am Abend des 3. April 1968 unterstützte Martin Luther King eine „Kampagne der armen Leute“ in Memphis. Was er an jenem Abend des 3. April 1968 öffentlich sagt, klingt geradezu wie ein Vermächtnis: „Wie jeder würde ich gern leben, ein langes Leben, aber das kümmert mich jetzt nicht.“ Wenig später wird er erschossen. Gerade hatte er wohl darum gebeten, eben dieses Lied „Take my hand, precious Lord“ bei einer Protestbewegung zu spielen, ehe der tödliche Schuss fiel. Nimm meine Hand, heiliger Herr.“
Sicher war er einer der ganz Großen der Bürgerrechtsbewegung. Er organisierte 2500 Proteste; 30 mal ging er dafür ins Gefängnis. Er war einer, der Glaube und politisches Engagement nicht gegeneinander ausspielte, sondern zu vereinen wusste. Einer, der aus seiner Überzeugung heraus, Konsequenzen auf sich nahm. Er hatte einen Traum, aber er war kein Träumer. Er hatte Fantasie, aber er war kein Fantast.
Er war jemand, der Unrecht beim Namen nannte und mit seiner demonstrativen Friedfertigkeit provozierte. Es war die Bergpredigt, die seinen radikalen Pazifismus beflügelte. Eine naive Idee? Wohl eher nicht. Den Gang der Rassentrennung setzte er in Gang!
Seinen Fußspuren sind andere gefolgt, haben ihr Leben aus Überzeugung für eine bessere Welt eingesetzt.
Vielleicht bedarf es gar nicht viel, damit auch wir einstehen für diesen Traum eines Lebens, in dem jedem Lebensrecht zugestanden wird und jeder seinen Platz zum Nutzen der Menschheit findet. In der Nachfolge Jesu vermag der Einzelne oder eine Gruppe diese Welt verändern. Das gilt erst recht seit Ostern. Nicht, was ich für mich getan habe, ist entscheidend, sondern was ich für andere tue, zählt. Das war die Maxime mit der Martin Luther King die neue Welt Gottes proklamierte. Ob er damit auch bei uns Sympathisanten findet?
Einen gesegneten Sonntag
Ihr
Walter Hempelmann
Walter Hempelmann ist Superintendent des Ev. Kirchenkreises Halle und Pfarrer in der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Halle