27. November 2011 - 1. Advent
Gott fällt nicht mit der Tür ins Haus…
In der Adventszeit bereiten wir uns auf sein Kommen vor. Adventszeit heißt Wartezeit. Kindern kommt die Zeit bis Weihnachten unendlich lang vor, aus Erwachsenen-Sicht könnte sie manchmal durchaus länger sein. Das Ziel Weihnachten ist ab dem 1. Advent im Blick. Aber könnte nicht auch die Adventszeit, sozusagen der Weg zum Ziel, schon ein Teil des Ziels sein? Mit anderen Worten: Christus wurde vor mehr als 2.000 Jahren in unsere Welt in Bethlehem geboren. Seitdem ist er unterwegs, um bei uns Menschen anzukommen, heute, hier und jetzt. Warum nicht auch in der Vorbereitungszeit auf Weihnachten?
Dazu eine Geschichte:
Ein Mann erfuhr, dass Gott zu ihm kommen wollte. Da wurde er schrecklich nervös.
„Zu mir in mein Haus?" rief er.
Und er rannte in alle Zimmer, er lief die Treppen rauf und runter, er kletterte zum Dachboden hinauf, er stieg in den Keller hinab – und sah sein Haus mit anderen Augen.
„Unmöglich!" jammerte er. „In diesem Saustall kann ich keinen Besuch empfangen, schon gar nicht Gott! Alles voller Gerümpel. Kein Platz zum Ausruhen."
Also riss er alle Fenster und Türen auf und rief hinaus: „Freunde, Leute! Helft mir aufräumen – irgendjemand, bitte! Aber schnell!"
Er machte sich sofort daran, sein Haus zu putzen. Durch die dicken Staubwolken sah er, dass ihm tatsächlich jemand zu Hilfe gekommen war, worüber der Mann mehr als dankbar war. Sie schleppten gemeinsam das Gerümpel hinter das Haus, schlugen es klein und verbrannten es. Sie schrubbten alle Böden. Sie brauchten viele Kübel Wasser, um die Fenster zu putzen. Und noch immer klebte der Dreck.
„Das schaffen wir nie!" schnaufte der Mann.
„Doch, das schaffen wir." sagte der andere.
Tatsächlich waren sie spät am Abend fertig. Sie gingen in die Küche, der Mann deckte den Tisch.
„So" sagte er, „jetzt kann er kommen, mein Besuch! Jetzt kann Gott kommen. Wo er nur bleibt?"
„Aber, ich bin ja da." sagte der andere und setzte sich an den Tisch. „Komm, und iss mit mir."
Gott fällt nicht mit der Tür ins Haus.
Vielleicht ist er schon da…
(Geschichte von Lene Meyer-Skumanz, leicht gekürzt)
Patrizia Müller ist Vikarin in der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Steinhagen.