Montag ist der 1.Tag der Osterferien und die Karwoche beginnt. Am Sonntag feiern wir Ostern. Gewöhnlich wird diese Zeit begangen mit feierlichen stimmungsvollen Gottesdiensten. Aber in diesem Jahr bleiben die Kirchen auch zum Osterfest geschlossen. Das ist für viele von uns befremdlich.
Seit vielen Jahren ist es für mich nicht ungewöhnlich. Eigentlich wäre ich jetzt schon auf der Reise nach Iwanowo in Russland, wo ich im Frühjahr und Herbst Seminare an der dortigen Universität gebe. Da nach dem russisch-orthodoxen Kalender in Russland das Osterfest in der Regel später gefeiert wird, stellte sich mir der Ostersonntag in den letzten Jahren als ein Tag wie jeder andere dar. Ich habe mich schon daran gewöhnt.
Dennoch bemühen sich Freunde und Kollegen in Iwanowo mit oft kleinen Gesten, Geschenken und Einladungen mir Ostern eine Freude zu machen. Eine Geste finde ich besonders schön. Ein Bekannter reicht mir ein mit religiösen Ostermotiven verziertes Ei und grüßt mich in russischer Sprache mit den Worten „Christus ist auferstanden“. Ich nehme das Ei und antworte: „Er ist wahrhaftig auferstanden.“ Die Osterbotschaft wird lebendig, auch wenn ich keinen Ostergottesdienst besuchen kann. Und ich freue mich über das Bemühen vieler Freunde, die mit mir im Glauben an den auferstandenen Jesus Christus verbunden sind.
Wenn wir am kommenden Sonntag das Osterfest begehen, gilt immer noch die Warnung, soziale Kontakte so gering wie möglich zu halten. Auch ich feiere Ostern zuhause, da die Seminarreise nach Russland wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden kann. Ich mache mir Gedanken, wie ich Osterfreude an meine Lieben weitergeben kann, auch wenn die Osterbotschaft in den Kirchen nicht gehört wird. Dabei denke ich besonders an die Menschen, die ich – wie eigentlich in jedem Jahr – Ostern nicht treffen kann. Der kleine, aber doch so bedeutungsvolle Ritus, den ich gerade beschrieben habe, wird mir dabei helfen.
Ich möchte Sie einladen darüber nachzudenken, wie Sie mit einer liebevollen Ostergeste Menschen, mit denen sie nicht feiern können, zeigen, dass Sie an sie denken und auch auf Distanz im Glauben mit ihnen verbunden sind. Ich wünsche Ihnen eine gesegnete und kreative Karwoche.
Von Rüdiger Schwulst, Pfarrer für Religionsunterricht an den Schulen des CJD in Versmold